23. März 2014

Twitter - schwer demokratisch

LA (R)EVOLUCION
Screentwit: LA (R)EVOLUCION

Twitter ist jenes Massenmedium, das ganze Völker oder deren Scharen zur Revolution und damit in die Fanghände der Demokratie getrieben hat. Jetzt müssen noch die restlichen 90% der Menschheit betwittert werden, dann ist der ganze Erdball demokratisch rundgelutscht.

Über Twitter, dieses schwer demokratische Medium der internationalen Mei­nungsbildung (Hal Faber) kursieren im Internet einige falsche Auf­fas­sungen, mit denen wir hier final aufräumen wollen.

Erdogan ist der Meinung, über Twitter werden Urheberrechtsveletzungen, Lügen und Halbwahrheiten verbreitet, als auch systematischer Rufmord begangen, was der noch jungen türkischen Demo­kratie unter seiner Führung erheblichen Schaden zufügt und das knos­pen­hafte Ggewächs verblühen lassen kann, weswegen das Sperren des Zugangs zu diesem Dienst die einzig mögliche Antwort aller aufrechten türkischen Demokraten sein muß. Ab sofort wird nicht mehr türkisch getwittert.

Bei genauerer Betrachtung hat die Erdogang der Menschheit einen großen Dienst erwiesen. Die versuchte Blockierung des Zugangs zum Twitter-Dienst bewies, Twitter ist nutzlos. Das Leben und Lieben der Moslems jenseits der europäischen Landgrenzen hinter Kiew geht auch ohne Twitter seinen Gang. Twitter ist für die türkische Evolution vollkommen entbehrlich.

Noch so ein fataler Irrtum. Ein Mann der Bücher aus Würselen, nein, nicht der Buchbinder Wanninger, aber so ein Bruder im Geiste, ein verwirrter Bücher­narr, setzt Erdogan unter Druck, berichtet das Handelsblatt. Ein Buchhändler liest dem Türken also ein paar Sätze aus dem Buch der Leviten. Wegen dieser Erschwerung des Zugangs zu Twitter. Sperren kann der Erdogan diesen Twitter ja nicht.



handelsblatt.de 22.03.2014, 16:35 Uhr
TWITTER-SPERRUNG

Schulz setzt Erdogan unter Druck


Jetzt ist natürlich die spannende Frage, wie der Schulz das geschafft hat, den Erdogan unter Druck zu setzen. Auf die Idee muß man erst mal kommen, was wir, mit dem uns innewohnenden schlichten Verständnis darüber, wie die Welt der Politik funktioniert, zum Beispiel nie geschafft hätten. Das kann nur ein Buchhändler, denn nur der verfügt über so viel utopische Literatur, in der so eine Idee drinstehen könnte.

Martin Schulz (SPD), sieht die Sperrung des Kurzbotschaftendiensts Twitter in der Türkei als Problem für die Beitrittsgespräche des Landes mit der EU. „Meinungsfreiheit und Rechtsstaatlichkeit sind nicht verhandelbar“, sagte Schulz der „Passauer Neuen Presse“.

Für die Welt hingegen sind EU und Schulz eins und Erdogan ein feiger Hund, da er Twitter sperren ließ, was, wie gesagt, gar nicht geht, oder zumindest genauso gut oder schlecht, wie die Gema die youtube-Videos sperren kann. Uns interessiert in diesem Falle nur, wann eine Twitter-Blockade mutig wäre, denn für diesen Fall wollen wir gewappnet sein, um die Lobpreisungen der Medien für diese "mutige" Sperrung einheimsen zu können.



Nun ist es vollkommen unerheblich, was dieser Herr Schulz einem Blatt Papier erzählt. Es ist genauso unerheblich, wie die Grimassen, die er vor dem Spiegel macht. Doch Twitter und Meinungsfreiheit nebst Rechtsstaatlichkeit in einem Atemzug zu nennen, da hat dieser rechtschaffene Buchkundler ganz tief in die Kiste literarischer Kostbarkeiten gegriffen und uns einen Bonmot geliefert, der zum Klassiker avancieren wird.

Twitter hat mit der Freiheit der Meinung und dem Rechtsstaat ungefähr so viel zu tun wie Edathy mit Kinderpornografie.

Twitter, der Name ist Programm. Geschnatter um des des Geschnatter willens. Wer sowas unterbindet, dem gebührt eigentlich Lob und Anerkennung.

[update 12:00 Uhr]

Der in aller Welt verehrte und gefeierte Regisseur, Stephan Lamby, der u.a für RTL und "Zeit" produzierte, hat das Thema treffend zusammengefaßt. Dem können wir uns nur anschließen, denn das hat er uns voraus. Wo wir zwei Seiten Gelaber aufschreiben, bringt es so ein Medienmacher mit zwei knappen Sätzen auf den Punkt. Wir haben uns wohl geirrt, lassen den post aber aus archivarischen Gründen so stehen.

SPIEGEL-ONLINE 23. März 2014, 09:30 Uhr
YouTube-Video "My Revolution"

"Die subversive Kraft des Internets"

Das Netz bietet urdemokratische Möglichkeiten. Es ist kein Zufall, dass der türkische Ministerpräsident die subversive Kraft des Internets fürchtet und Twitter abschaltet.


Und noch so eine Erkenntnis, die uns das Revolutions-Magazin aus Hamburg (Liebesfalle Internet) heute vermittelte, indem sie den NDR abgeschrieben haben.

Das Internet hat die Partnersuche revolutioniert.

Jetzt glauben wir langsam wirklich dran, daß dieses Internet eine tolle Sache ist.