14. Mai 2014

Der Eisenmann

Um die Zeit beim Marschieren zu verkürzen, werden viele Geschichten feilgeboten. Meistens von den Frauen, denn die haben immer Luft, egal wie hoch man ist oder wie steil es begauf geht. Da sagt der Wanderfreund nicht ein Wort mehr, weil er jeden Atemzug für die Bewegung der Beine braucht, da schnattern Frauen das lustige Entenalphabet rauf und runter. Eine der Enten geht so. Sie bestand aus zweieinhalb Sätzen und ist hier in einer Nacherzählung vom Autoren des posts zu lesen.

Er war The Ironman der Insel.

The Ironman wollte ein paar Tage raus aus dem Leben und für die härteste Tour der Welt trainieren. Höhentraining war angesagt. Ergo packte er Rucksack und Auto mit Energielieferanten voll und verabschiedete sich für drei Tage von der Familie. Er wolle im Teide-Nationalpark ein paar Kilometer schruppen, um sein physisches Vermögen auf Vordermann zu bringen.

Am Abend des ersten Tages meldete er sich noch bei der Familie. Nächtens brach oben ein Schneesturm herein und verschaffte dem Teide kurz vor Ostern nochmal ein weißes Kleid.

The Ironman meldete sich seitdem nicht mehr. Auch die Hubschrauber und Bomberos, die nach seiner Leiche Ausschau hielten, wurden nicht fündig, obwohl alles aufgeboten wurde, was suchen kann, denn es handelte sich um einen Canario, einen Einheimischen.

Wenn man sowas unterwegs zur Erbauung und Marscherleichterung geboten bekommt, rollt es einen die Wanderstiefel von den Füßen. Könnt ihr glauben.

Im Keller des Blogs dächten wir, ein Archiv angelegt zu haben, in dem eine ähnliche Begebenheit geschildert ist. Ist sie aber nicht. 2009 war's, da wollte der Autor mal zu Fuß zum Teide rauf, hat es aber nur bis 3.000 Meter geschafft, weil dann alles versagte, was an einem Menschen versagen kann. Die Truppe marschierte weiter, die vier Kerle schafften den Gipfel. Zwei Frauen gaben auf.

Der Autor saß längst am Ausgangspunkt der Tour, Richtung Montana Blanca, und rauchte entspannt seine Wartezigaretten, denn weil bei an die 100 km/h Windgeschwindigkeit keine Seilbahn fuhr, mußten die anderen wieder zu Fuß runter.

Jedenfalls hielt auf einmal ein schickes Auto. Ein Anzugträger stieg aus, zog sich die Laufklamotten an, nahm die Wasserflasche und stiefelte los. Bergauf. Zum Montana Blanca. Eine Stunde später war er wieder da.

Ein paar Stunden vorher ähnliches auf 2.800 Metern Höhe, am Picknickplatz vor der zweiten Etappe des Aufstiegs. Ein Kerl in Turnschuhen und mit Weib im Schlepptau, liefert die Frau zum Warten ab und stiefelt ohne alles, in Turnschuhen, zum Teide rauf. Auch ohne Wasserflasche gegen das Verdursten. Einfach so, aus Spaß.

Gehen wir mal davon aus, daß The Ironman unter einem großen Stein Deckung suchte und inzwischen im Biologieunterricht als Skelett-Model auftreten könnte.