7. Juni 2014

Der Spezialist: ein kleines bißchen Folter

Geiger ist Geiger. Violinist, genauer gesagt. Rein aus Hobby. Um seine musischen Bedürfnisse selber zu befriedigen. Er ist im Besitz einer Anlage, für die Kellnerinnen bei McDonalds zwei Leben kellnern müßten, um wenigstens die Verkabelung bezahlen zu können. Denn Geiger verdient ganz ordentlich. Er ist Informationsbeschaffer, Information Retriever.

Sergeant Pepper's dröhnte aus den mannshohen Hyperion-Boxen mit ihrer unglaublichen Basswiedergabe, die selbst das Klicken von McCartneys Plektrum an den Gitarrensaiten hörbar machte. (S. 18)

Wenn die Genossen des Mossad und der CIA gemeinsam mit ihren arabischen Freunden längst zu Tisch sitzen und sich die Karten legen, weil sie mit ihren gesetzlich vorgeschriebenen und menschenfreundlichen Ermittlungs- und Verhörmethoden nicht mehr weiterkommen, dann beginnen die Stunden Geigers. Er nimmt nicht jeden Auftrag an.

Geiger war zu dem Schluss gelangt, dass Folter keine Verirrung Einzelner darstellte... Er arbeitete grundsätzlich nur auf Empfehlung. (S. 24)

Geiger geht es um die Wahrheit. Bisher hat er sie noch immer erfahren, um sie im Austausch gegen das vereinbarte Salär an den Auftraggeber weiterzureichen.

In diesem Raum ... befassen wir uns mit der Wahrheit, und wir bleiben hier, bis wir sie gefunden haben." (S. 54)

Der Roman ist eine kleine Abhandlung in Folter und ein Lehrbuch für Folterer und solche, die es werden wollen. Allerdings nur für jene Leser geeignet, die auch außerhalb von Recht und Gesetz ihr Vergnügen finden.

In der ersten Hälfte der Erzählung nimmt sich der Autor alle Zeit der Welt, uns in die verschiedenen Foltermethoden, ihre Vor- und Nachteile einzuweihen, den Plot und die Figuren zu entwickeln. Das hat ein abruptes Ende, das der Gier nach einem Hollywood-Drehbuch geschuldet ist, denn die zweite Hälfte des Buches hat ein vollkommen anderes Erzähltempo, geizt mit Ruhe und überstürzt sich in den Handlungen, daß selbst einem Rambo schwndlig würde. Daniel Suarez läßt grüßen, denn der hat genau den gleichen Fehler gemacht, nachdem ihm igrendein Trollo mitteilte, das könne auch kinotauglich sein, was er da aufschreibe.

Genau das ist der große Hänger des Thrillers, daß die gesittete und genügsame Erzählweise zugunsten der Hollywoodgier aufgegeben wurde.

Alles in allem trotzdem ein kurzweiliges und spannendes Lesevergnügen, das von Oliver Stone nach seinem Schneemann-Film als nächste Zelluloid-Attacke in Angriff genommen werden sollte.

Mark Allan Smith
Der Spezialist
Bastei-Lübbe
1. Auflage, Juli 2013
349 Seiten
9,99 Euro im Hardcover