Es ist nicht alles gut, was heise im Internet druckt. Einiges wird schamhaft verschwiegen. Nehmen wir den Anreißer, der uns auf einen Fachartikel der aktuellen c't aufmerksam machen soll.
André Kramer, der Autor, ist weitaus mutiger, als es der dünne Internettext vermuten läßt und räumt mit vielen Märchen der modernen Digitalfotografie auf.
Jede halbwegs anständige Kamera besitzt ein Rädchen, auf dem etwas in der Art wie MASP (bei Canon MATP) steht, und das ist der Schlüssel für gute Fotos. Vergessen sie die Vollautomatik, denn Roboter machen keine guten Fotos. Auch die Bildchen mit den Blümchen, Männchen und Bergchen können sie vergessen.
Auf den folgenden Seiten wird die Wirkung der vier Buchstabenkürzel erörtert und mit selbst verfertigten Fotos belegt. Kramer patzt allerdings mit einem zweiten Artikel, in dem er Bildkomposition erklären möchte. Das geht schief, auch wenn immer wieder versucht wird, eine Erklärung dafür zu finden. Es gibt keine, also arbeitet er sich am goldenen Schnitt und der blauen Stunde ab. Mehr haben alle Welterklärer der Fotografie in der Geschichte der Menschheit bisher nicht auch nicht erfunden.
Zu deutsch. ein gutes Motiv erkennt man am Endprodukt, dem Foto. Man kann es nicht erklären. Höchstens mit einem banalen Satz. Gutes sehen kann man lernen. Es gibt nur ein Problem. Das Hirn muß in der Lage sein, die große weite Welt in Windeseile auf Briefmarkengröße zu beamen, denn das ist jene Größe, die man im Okular vorfindet.
Der Artikel hat die Bildredakteure des Blogs nicht vom Hocker gehauen, da er nichts Neues brachte, höchstens, daß jemand mal den Mut hatte, das auch so öffentlich kund zu tun.
Insofern verraten wir auch kein Geheimnis, wenn wir uns als A-Fans outen. Das heißt, weitaus mehr als 90% aller privaten Fotos werden über einen voreingestellten Blendenwert angefertigt, der in den meisten Fällen auch noch um die Blende 8 herum liegt. Daraus resultiert dann die bei gewählter Brennweite errechnete Belichtungszeit. Sollte es brenzlig werden, wird die ISO-Zahl hcohegschraubt, wobei 800 schon die Grenze ist, denn alles darüber ist schlichtweg unbrauchbar. Nicht mal ein nice to have, sondern einfach nur ärgerlich.
Nun lautet die Preisfrage, warum eigentlich Blende 8? Weil Sonne lacht? Auch, meistens sogar. Nein, das hat ganz andere Gründe, die in der Physiologie des menschlichen Sehens, des Sehorgans und der Physik der optischen Nachbildung dieses Sehvorgangs begründet sind.
Das Bild, das wir uns von der Welt machen, wird vom Sehzentrum des Hirns berechnet und zur Verfügung gestellt, im übrigen so ziemlich dem größten Energieverbraucher im Hirn, denn etwa 80% unserer Sinneseindrücke sind visueller Art. Und die werden wie folgt zur Verfügung gestellt.
Das Auge reguliert Lichtmenge und -bündelung, die über die Zäpchen und Nervenstränge ans Hirn geliefert werden. Dazu wird die Pupille geöffnet oder geschlossen und die Linse auf das Objekt der Begierde scharf gestellt. Genau das gleiche machen wir mit dem Fotoapparat. Nun kommen die Zahlen wieder ins Spiel. Man erschlägt so ziemlich die gesamte Menschheit, wenn man weiß, daß die Physilogie menschlichen Sehens einer Gaußchen Glockenkurve gleichkommt, wobei die in verschiedenen Regionen der Erde verschieden aussehen kann, denn Asiaten haben ein anderes Sehen als kaukasische Menschen. Spielt allerdings keine Rolle, denn letztlich bewegt sich das optimale und gesunde mesnchliceh Sehen in jenem Bereich, der mit Blende 5.8 bis 10 bezeichnet werden kann. Alles was in diesen Bereich fällt, ist normal und durchschnittlich. Selbst wenn es bei dem einen oder anderen außerhalb dieses Korridors geht, muß das noch nicht krankhaft sein. Auch für ihn wäre das normal.
Wenn man jetzt noch weiß daß die Brennweite 35 bis etwa 80 Millimeter jener Bereich ist, in dem die Linse des menschlichen Auges sein Hauptwerk verichtet, dann ist kalr, was im Grunde gute Fotos ausmacht. Wenn ich jemanden per Bildsprache etwas unterjubeln möchte, dann muß ich die Sprache sprechen, die er versteht, also Bilder so ablichten, wie mein Zielobjekt die Welt sieht. Oder spektakulär daneben liegen, daß ein Aha-Effekt ensteht. Wenn man also die Menschen mit Fotos manipulieren, begeistern, unterhalten, bespaßen usw. möchte, hat man genau zwei Möglichkeiten. So fotografieren, wie diese sehen, oder vollkommen anders, also zu Staunen.
Wer also mit Blende 8, auch wenn die Sonne mal nicht lacht, fotografiert und sich in einem Brennweitenbereich von 35 bis 80 Millimeter bewegt, der macht alles richtig, denn damit erschlägt er so ziemlich die gesamte Menschheit. Wir wählen deswegen meistens Blende 8, weil mit ihr eine Bildwirkung erzielt wird, die dem Schärfeeindruck des Sehens der meisten Menschen entspricht. Ungefähr jedenfalls. Das ist das ganze Geheimnis.