Sie strahlte wie ein Honigkuchenpferd, als sie mich sitzen sah, entschuldigte sich kurz, da sie in ein Brot beißen mußte, und brachte nochmal zum Ausdruck, daß sie mich doch noch zum Star gemacht hat. Auch wenn es nicht für die großen Opernbühnen der Welt und dann auch noch im Duett reichte, für ein anonymes Sternchendasein in ihrer eigenen Show war ich bestens geeignet.
Das war alles bekannt, da sie vor Wochen anrief und von ihrem erfolgreichen Auftritt berichtete und sich herzlich für meine Zustimmung bedankte. Außerdem machte sie den Vorschlag, mich wieder unter ihre Fittiche zu nehmen. Sie würde mich gerne wieder in ihrem kleinen Gesangsstudio begrüßen. Die schriftliche Auskunft nach Terminanforderung bekräftigte die mündliche Aussage. Die Freude sprühte aus jeder Pore ihres Gesichts, als sie des Gesangseleven angesichtig wurde.
Langer Rede, kurzer Sinn, Kammerton A, der war noch drin. Die Dame, die Räumlichkeit, das Ambiente, alles gleich.
Na dann horchen wir mal, wie ich klinge.
Das kann ich jetzt schon sagen, wie ein Dampflok.
Mitten drin in einem sehr lang gezogenen Kammerton A, der im Zustand der Halbdämmerung den Stimmwerkzeugen entfleuchte, hörte ich aus weiter Ferne ihr Gemurmel. Zwei Massagen weniger und 4 mal Gymnastik, das wärs.
Ich hatte von der krimiaffinen Masseurin berichtet, die mir damals einen Funktionsmechanismus der Muskulatur sehr einfach und damit verständlich erläuterte.
Ergo frug ich nach, was sie da soeben selbstmurmelnd vor sich brabbelte, da es akustisch nicht mehr bis ins Gehirn vorgedrungen sei.
Ach nichts, meinte sie, das war eh nicht für mich bestimmt, sie habe nur etwas lauter nachgedacht.
Soso, laut nachgedacht hat sie.
Wenn ich tierisch nerven kann und sie mit Excel-Grafiken letzlich dazu drängte, einen heimlichen Star aus mir zu machen, dann kann eine Gesangslehrerin erst recht nerven. Etliche Kammertöne später und auf Wolke sieben schwebend scharrte bereits der nächste Sangesbruder mit den Hufen, so daß die Ausmessung der Akustikwerkzeuge eine Kollegin vornahm.
Ich sag ja immer, die Chefin ist besser als die Pillenmafia, aber mir glaubt ja keiner.
Sagt die junge Frau, das müssen sie ihr mal sagen, da freut die sich drüber.
Ich bin ja nicht bekloppt. Die hat mich deswegen wenigstens dreimal abgebürstet und runtergeputzt, daß sie das nicht möchte.
Nö, die tut nur so, können sie ihr ruhig sagen, die freut sich wirklich.
Sofern das Computerprogramm unbestechlich ist, gab es Verbesserungen, nur die Lautheit ist etwas schräg.
Dann verkünden wir unsere Wahrheiten eben heimlich still und leise, wenn das die bessere Qualität ist.
Die Idee, Massagen in Turnen umzuwidmen, kann die Gesangslehrerin vergessen. Dann bezahle ich lieber Gymnastik, um nie wieder mit Vorturnen von ihr genervt zu werden. Sie bietet nämlich auch Kurse für Turnmuffel an, um deren Grandezza zu verwohlfeilern. Massagen lasse ich trotzdem machen. Die sind immer gut. Egal, gegen was.