15. Oktober 2014

NSU: Claudia Wangerin auf falschem Waffenpfad

Claudia Wangerin schreibt. Manchmal auch Unfug.

Wohllebens Verurteilung wegen Beihilfe zum Mord hängt davon ab, ob S. genau diese Pistole übergab.

Frau Wangerin, die Urteile sind a priori fertig. Sie hängen davon ab, ob die holde Dame auf der Tribüne ihr seidenes Taschentuch fallen läßt oder nicht. Sieht man von dieser seit Jahrtausenden gepflegten Sitte der Urteilsfindung ab, verbleibt nur der Rechtsweg. Der wiederum ist aus wesentlich drei Gründen verbaut. Der Richter ist mit dem Prozeß überfordert. Die Verteidiger wollen nicht verteidigen. Die Politik setzt alles daran, daß ihnen ihr NSU nicht abhanden kommt. Das ist der schwerwiegendste, denn für den geht man im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen.

Und, werte Frau Wangerin, um auf die verbeulte Waffe zu kommen, von der sie schrieben. In einem Rechtsstaat würde das ungefähr so gehen.

Die Waffe ist vorhanden, demzufolge kann forensisch geprüft werden, welche Verbrechen mit dieser Waffe verübt worden sind.

Diese Verbrechen klärt man auf und verhaftet die Täter, so man derer habhaft wird. In den Vernehmungen wird dann sicherlich ermittelt, wie der Täter das Mordwerkzeug erworben hat. Fand der Erwerb abseits der gesetzlichen Vorschriften statt, gibt es die Möglichkeiten, Komplizen dingfest zu machen, um deren Anteil am Tötungsdelikt zu ermitteln.

Hat man alle relevanten Unterlagen beisammen, trägt der Polizist diese zu einem Staatsanwalt seines Vertrauens und bittet um Anklage gegen die Mörderbande.

In einem Prozeß werden die Für und Wider staatsanwaltschaftlicher Erzählung abgewogen, Beweise gewürdigt, sich ein Urteil gebildet, Strafe erwogen und diese per Urteil dann auch verkündet.

Sie sehen, junge Frau, ein bißchen komplizierter als sie es für die heutige Jugend aufschreiben, ist es schon.

Abgesehen davon hat die Geschichte zwei Sollbruchstellen, wo sie sich ausgerechnet das große schwarze Loch mittendrin raus suchten. Die erste befindet sich in der Schweiz und ist ein Waffenausgangsbuch. Dort wird die Abholung der Waffen im Ladengeschäft unterschriftlich belegt. Ob Ceska oder Ceska mit Knalldämpfer, geht aus den Waffenbüchern generell nicht hervor. Wer sie dort abholte, das wissen nur Sternzeichendeuter.

Knalldämpfer gibt es nicht beim Bäcker. Beim Schlosser seines Vertrauens auch nicht. Das nur nebenbei.

Am anderen Ende gibt es eine Ceska mit Knalldämpfer. Bei der wäre zu prüfen, welche Verbrechen mit ihr begangen wurden. Diese müssen dann zwingend den Angeklagten zugeordnet werden können, ansonsten ist es sinnlos, darüber zu rätseln, was im Ü-Waffen-Päckchen* zu Jena so verlockend geklappert hat.

Kommen wir nun zu einigen Aspekten, die ihr Vorhaben einer Verurteilung Wohllebens scheitern lassen könnten, so es rechtsstaatlich zuginge. Bisher ist nicht dargelegt worden, was für Taten nun genau mit dieser Waffe durchgeführt wurden und wem sie anzulasten sind. Das ist schon mal ziemlich doof, kümmert allerdings am Gericht niemanden.

Dann wäre der Nachweis zu führen, daß es exakt diese Waffe ist, die Wohlleben an wen auch immer überreicht haben soll.

Für ihre persönliche Weiterbildung empfehlen die Lektüre eines Beitrages von Fatalist. Wenn sie ihn nicht fragen, bleiben sie dumm. Wollen sie das?

Abschließend noch ein kleines bißchen Haue, denn Frau Wangerin ist genauso begriffsstutzig, wie Friedrichsen und Ramelsberger.

Die Ceska ist aber nicht – wie in rechten Kreisen verschwörungstheoretisch suggeriert wird – das einzige Beweismittel, das Mundlos und Böhnhardt direkt mit den Morden in Verbindung bringt: Hinzu kommen zeitlich zu den Taten passende Fahrzeuganmietungen mit den Papieren des mutmaßlichen NSU-Helfers Holger Gerlach, der in einem Teilgeständnis einräumte, er habe sich für die Fotos die Haare schneiden lassen, um Böhnhardt so ähnlich wie möglich zu sehen. Wohnmobile wie die damals angemieteten und Verdächtige mit dem Aussehen eines oder beider »Uwes« wurden an mehreren Tatorten gesehen.

Soso, da verschwörungstheoretisieren rechte Kreise, die Ceska sei das einzige Beweismittel? Die Rechten haben also einen harten Beweis gegen Zschäpe ausgemacht und tarnen den als Verschwörungstheorie? Welche Kreise sollen das denn sein, Frau Wangerin? Davon haben wir noch nie gehört. Über eine Belegexemplar für diese Behauptung wären wir ihnen außerordentlich dankbar.

Zu welchen Taten wurden zeitlich passend Fahrzeuge angemietet. Habe sie da auf die Schnelle ein paar Beispiele auf Lager?

An welchen Tatorten wurden Wohnmobile wie die angemieteten gesehen.

An welchen Tatorten wurden Verdächtige mit dem Aussehen eines oder beider "Uwes" gesehen?

An welchen Tatorten wurden Wohnmobile wie die angemieteten als auch Verdächtige gesehen, die ungefähr wie einer oder zwei Uwes aussehen?

Wenn unsere Wißbegierde ausreichend befriedigen, kommen wir auf allen Vieren in die Redaktion der Zeitung "Junge Welt" gekrochen und knuddeln sie für ihre mutigen Aufklärungsartikel. Versprochen.

Im übrigen, Frau Wangerin, ist der Prozeß so gut wie gelaufen. Herbert Diemer höchstselbst hat allen die rote Karte gezeigt, die er zwecks Wahrung der Staatsräson zu zücken bereit ist.

"Wir werden das Verfahren nicht zu Ende bringen, wenn es so weitergeht."

Hinter den Kulissen wird heftig darum gerungen, welches der eleganteste Abgang aus dieser Schmierenkomödie ist, um den Anspruch der Regierung auf Deckelung staatlicher Schweinereien zu gewährleisten, wie Oberspitzel Klaus-Dieter Fritsche sagte.

„Es dürfen keine Staatsgeheimnisse bekanntwerden, die ein Regierungshandeln unterminieren.“

Das Konstrukt NSU ist für die Politik und Sicherheitsbehörden dermaßen wertvoll, daß man es nach drei Jahren nicht schon wieder beerdigen will.
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* Der Fatalist hat diesem ungeöffneten Päckchen einen ganzen post gewidmet, da steht alles auch noch einmal drin. Es war wohl eine Ruger MK II, Kal. .22 Ir mit der Nr. 215-71886.