Das große NSU-Howto
Die Anmerkung könnte ruhig eine bißchen Werbung machen, meint der Fatalist. Nun, das scheitert am Können, denn Werbung in eigener Sache ist der Anmerkung Ding nicht.
Nichtsdestotrotz trotzen wir diesem Makel und versuchen uns in etwas Werbung.
Der Mord an Michelle Kiesewetter und Mordversuch an Martin Arnold vom 25.04.2007 darf nicht aufgeklärt werden bzw., dessen Aufklärung wird massiv behindert. Wir selber können ihn nicht aufklären, da es uns an Berufserfahrung, polizeilicher Ausbildung, hunderte Krimis zählen da nicht, mangelnden Zugriff auf die Ressourcen der Polizei usw., vor allem aber an der gesetzlichen Befugnis behufs der Verhaftung der Mörder fehlt. Das ist demzufolge auch nicht der Anspruch, dem wir uns stellen.
Fatalist hatte den Autoren vor längerer Zeit gebeten, sich ausgewählten Aspekten des Mordanschlags von Heilbronn zu widmen und diese, wenn es klappt, für die vielen Leser an den Flachbildschirmen und iPhone-Displays in lesbarer Form aufzuarbeiten. Das hat etwas gedauert und war beileibe nicht einfach. Damit die interessierten Leser nachvollziehen können, wie komplex und knifflig eine solche Recherche ist, wurde aus dem Ausgangsmaterial eine mehrteilige Serie angefertigt.
Die Akte Heilbronn, die dem Münchner Oberlandesgericht, den Verteidigern im NSU-Prozeß, diversen Medien und Bloggern vorliegt, umfaßt mehr als 50 dicke Leitzordner mit Stand 2012 und ist alleine nicht zu bewältigen.
Was soll dann aber die öffentliche Aufarbeitung der Kriminalakte bewirken? Nun, ganz einfach, sie soll Widersprüche aufzeigen, die sich aus den Akten ergeben, daß Ermittlungen u.a. von Anfang an torpediert, in falsche Richtungen gelenkt oder nicht umfassend genug durchgeführt wurden, daß ab 4.11. Politiker massiv auf den Gang der Ermittlungen Einfluß nahmen und diese de facto zum Erliegen brachten.
All das könnte auch eine polizeiliche Revision der Ermittlungsarbeit bewirken, so sie denn stattfände.
Es gibt einen viel gewichtigeren Grund, die vielen Leuten zugänglichen Akten in ausgewählter Form und öffentlich zu diskutieren. Der Grund ist eine große deutsche Illustrierte. Oder mehrere Medien dieses Typs.
Auch sie hocken auf dem Aktenstapel. Und machen was? Nichts. Sie lassen sich die Zuarbeiten von den Presseabteilungen und Führungsoffizieren der GBA, des BKA und des BfV in die Redaktionen kabeln, nehmen den Spesenscheck für ihre anstrengende Arbeit dankend entgegen und veröffentlichen die Auffassung der Führungsebene dieser Behörden 1:1. Leicht verdientes Geld.
Die Aufgabe dieser Medien wäre es eigentlich, sie haben schließlich die menschlichen Ressourcen, den großen Schmuh des NSU-Prozesses anhand der Akten darzustellen. Das machen die aber nicht. Dann muß es eben andere geben, die diese Rolle wahrnehmen und den deutschen Medien anhand der Akten nachweisen, daß sie ihre Leser belügen und betrügen, soweit es den NSU betrifft. Die Medien kaprizieren auf die Bonbonsorte, Farbe der Bluse und das stille Wasser von Beate Zschäpe, statt sich inhaltlich mit den Akten auseinanderzusetzen, die am Gericht verhandelt werden.
Es gibt einen dritten Grund, sich öffentlich mit den Akten auseinanderzusetzen. Es war ja nicht alles schlecht und unbrauchbar, was die Ermittler in jahrelanger Arbeit in Erfahrung bringen konnten. Will heißen, es gibt sie wirklich, die ehrgeizigen und solide ermittelnden Polizisten, die ihrer Arbeit nachgehen und Erfolge nachweisen wollen, aber nicht dürfen. Sie werden von der Politik und hochrangigen Beamten um die Früchte ihrer Arbeit betrogen. Auch das soll nicht unausgesprochen bleiben, daß es noch ein paar Rothäute, die letzten Mohikaner der Polizei, gibt, die tapferen Indianerinnen und Indianer, die einfach nur das machen wollen, wozu sie ausgebildet wurden und wozu sie bezahlt werden, Verbrechen aufzuklären.
Zuerst erschien ein zusamenfassender Überblick über den Ordner 34 der Akte Heilbronn. Der ist zeitlich gesehen nach dem zweiten Teil entstanden, weil er das Destillat selbigen ist.
Der zweite Teil stellt die Details in Form eines Exzerpts dar. Es wird sich Seite für Seite durch die Akte gehangelt, wesentliches notiert, an dieser und jener Stelle auch sehr knapp kommentiert, um den einen oder anderen Gedanken später weiter spinnen zu können.
Das Exzerpt macht deutlich, daß die Ermittler alle Register gezogen haben und jeder noch so vagen Spur nachgegangen sind, um den Mordfall zu klären, bis jemand um den 4.11.2011 herum die Blutgrätsche ansetzte. Bis heute mit Erfolg.
Teil 3 wird dann versuchen, denn Blick von den Akten zu lösen, um ausgewählte Aspekte etwas tiefgründiger zu beleuchten und in andere Zusammenhänge zu stellen.
Es wird dann noch ein Fazit dieser umfangreichen Recherche geben.
Und wenn das alles publiziert ist, werden wir uns noch einmal Gedanken philosophischer Natur darüber machen, warum der Mordanschlag von Heilbronn nicht aufgeklärt werden darf.
Damit keine Illusionen bestehen bleiben. Sicher ist der Text der Tastatur des Autoren entsprungen, wurde aber vor Veröffentlichung gegengelesen, diskutiert und von inhaltlichen Fehlern bereinigt. In dieser Hinsicht ist er auch Teamwork. Einer alleine schafft sowas nicht.
Schlußendlich noch ein Wort an unsere Antifaschisten, die tapfer bis hierher durchgehalten haben und sich wundern, daß es bis zu diesem Punkt ausschließlich um Verbrechen statt um Nazis geht. Kleiner Tipp. Teil 2 müßt ihr ja nicht lesen, aber im Teil 1 des Dossiers kommen Nazis vor.