Die Anmerkung war ja auch mal ein hochwertiger Radler, äh, ambitionierter. Auch falsch. Passionierter muß es heißen.
Also als passionierter Radfahrer passierte die Anmerkung mal dieses und jenes, drei schwere Stürze wegen selber Schuld, das war schon alles.
Zwischendurch waren wegen schlimmen Rückens mal 10 Jahre Pause, bis es sich wegen noch viel schlimmeren Rückens wieder anders überlegt und ein gutes Kompromißrad gesucht wurde. Bezahlbar sollte es sein und leicht, weil es etliche Stockwerke ohne Fahrstuhl zu transportieren war, um es diebstahlsicher einzulagern. Am Schluß gab das Leichtgewicht den Ausschlag, so daß es ein "focus"-Alu für damals 600 Euro wurde, dem von der Preisvorstellung des Händlers bereits 100 Euro verlustig gegangen waren. 700 Ocken für ein Rad, davon nur 600 bezahlt, waren vor 10 Jahren eine hübsche Stange Geld. Sind es heute auch.
Mittlerweile sind zwei neue Decken drauf, kein Sportprofil sondern tauglich für Berliner Matsch. Die Kettenblätter der Kurbelagarnitur sind inzwischen eine Nummer kleiner, da die pfeilschnellen Gänge mit der ursprünglichen nicht mehr getreten werden konnten und inzwischen anstrengungsfreies und durchschaltbares Radeln wichtiger geworden ist denn der sportliche Trainingseffekt. Waren es früher so 3.000 oder auch mal 4.000 Kilometer im Jahr, die weggeradelt wurden, hat sich das auf eine dreistellige Größe reduziert, da das Rad nur noch als Transportmittel benötigt wird, um von A nach B zu kommen und dem VVB den Stinkefinger wegen der Phantasiepreise zu zeigen.
An der Stelle sei allerdings ehrlicherweise eingestanden, daß ein Ticket in Berlin heute preiswerter ist als eines in Köln vor 5 Jahren. Das nur nebenbei.
Das Fahrrad wurde gekauft und damit hatte sich das Interesse an Hightech-Pedalos erledigt. Neidisch wurde schon mal auf das eine oder andere extravagante und schnittige Veloziped geschaut, aber es war keine inneres Begehr verspürbar, es ebenfalls zu besitzen, denn man kann eh nur eines gleichzeitig radeln.
Da mit zunehmenden Alter auch der Frust zunimmt, wenn man beim Radfahren einem knackigen Frauenhintern nach dem anderen hinterherschauen muß, oder ständig auf die Waden von Ampler glotzt, werden sich auch nie wieder olympische Zustände beim Pedaleur einstellen. Die Zeiten sind endgültig vorbei.
Nun entblödet sich die Frankfurter Rundschau nicht einen Artikel über naziterroristische Radler anzufertigen und online zu stellen, ohne daß irgendjemand stutzig wird.
Der Zeuge kann den Mann sehr präzise beschreiben. Er habe eine selbsttönende Brille mit Goldfassung getragen, habe „gut situiert“ auf ihn gewirkt, das Rad, die Fahrradtasche und der Naben-Dynamo seien hochwertig gewesen, das könne er als passionierter Radler beurteilen. Allerdings hatte er den Mann, „der mit Trekking-Hose und mit Römer-Sandalen an mir vorbeirauschte, älter geschätzt. Uwe Mundlos war damals 27 Jahre alt.
Keine Ahnung, warum nicht einer der zahlreichen Rechtsanwälte, Richter oder Staatsanwälte an dieser Stelle aufmuckte, aber daß hier heftig geflunkert wird, sollte jedem Hobbyradler auffallen, die es mit Sicherheit auch in diesem Personenkreis gibt.
Woran, so muß man fragen, woran erkennt ein passionierter Radler die Hochwertigkeit von Fahrrädern, Fahrradtaschen und Nabendynamos. Das wäre ein spannender Kurs in Fragen des Erkennungsdienstes geworden und eine Sternstunde polizeilicher Weiterbildung. Denn solange der Autor des Beitrages auch geradelt ist, egal ob hochwertig, ambitioniert oder passioniert, nie hat er an einem Rad hochwertige Komponenten ausmachen können, weder die Hochwertigkeit des Rades selbst, noch jene der Fahrradtasche, erst Recht nicht die des Nabendynamos. Wer so etwas erkennt, seit Wichtigtugeblubber ab.
Wenn er z.B. sein Rad auf Durchsicht bringt und der Stift kommt zum Chef und fragt, welches Rad er gleich nochmal in die Mache nehmen sollte, dann heißt es nur, na da hinten, das "focus". Das ist der Sprachgebrauch, der in Radlerkreisen gepflegt wird. Niemals bräuchte der passionierte Radler beim Händler des Vertrauens vorsprechen und eine hochwertige Komponente ordern, denn große Kulleraugen mit Fragezeichen in der Mitte wären das Resultat beim Händler.
Bleibt unterm Strich nur Schlußfolgerung.
Entweder der Zeuge hat Ahnung von der Materie, dann hätte er den Typ benannt. Oder er hat keine, dann sagt er "hochwertig". (taucher)
Das mit der selbsttönenden Brille mit Goldfassung hat sich geklärt. Unser IM beim sächsischen Innnenministerium teilte mit, die hat sich Mundlos von der Jahresendprämie für akkurate Berichterstattung geleistet, wurde aber in der Buchhaltung unter andere Sonderausgaben gebucht.
----
Fatalist meint, das Wichtigste fehle in den Ausführungen. Es seien die Römersandalen des hochwertigen Radlers gewesen, an die er sich gut erinnern könne, und die man zwar nicht auf den veröffentlichten VIVA-Aufnahmen, vermutlich aber in jenen des zweiten Anlaufs sehen kann.
Ja, so kann man resümieren, Mundlos hatte sich für's Schaulaufen im Fernsehen fein gemacht. Goldrandbrille, Römersandalen und ein Fahrrad mit hochwertigen Zusatzkomponenten. Jetzt haben sie ihn am Arsch.