13. Januar 2015

Katja Kipping


Katja Kipping vor der Kranzniederlegung

Wie kam dieses Foto zustande, das am Sonntag anläßlich des Gedenkens an Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg angefertigt wurde. Nun, ehe man sich bei dem Sauwetter den Hintern abfriert, läuft man lieber ein paar Meter, denn der offizielle Teil läßt noch auf sich warten. Das Procedere habe ich mir von Kennern erklären lassen, verzichte hier aber auf dessen Darlegung, da es Parteidilpomatie en detail ist, die als nicht mitteilenswert eingestuft ist.

Man schleicht also auf dem Vorplatz zur Gedenkstätte durch die kleine Menschenansammlung, besser, die informellen Grüppchen, die sich dort abmarschbereit machen. Informell deswegen, weil an der Personenzusammensetzung eben gut abzusehen, wer mit wem, einschließlich der Taktgrenzen, die zwischen den Gruppen größere Zwischenräume ließen, um sich mit einem Fotoapparat hindurchzuschleichen.

Auf einmal standen Katja Kipping und Bernd Riexinger in freier Fotobahn, da sie ein Gespräch beendet hatten. Eine ältere Dame fragte Frau Kipping, ob sie sich mit ihr fotografieren lassen darf, ihr Mann würde das schnell erledigen.

Ergo stellte sie sich neben Frau Kipping, kam aber urplötzlich auf die Idee, mich zu fragen, damit auch ihr Mann auf dem Foto erscheint. Platz genug war ja noch. Sie nahmen die junge frau in ihre Mitte, woraufhin ich im schönsten Berliner Dialekt fragte:

Wat'n? Ohne den Chef?

Der hörte das, stellte sich artig zu der Gruppe. Ich machte zwei Bilder mit der Knippse, in der Hoffnung, daß eines geworden ist. Das ältere Ehepaar war nach der Bildkontrolle sehr glücklich und zufrieden. Ich nutzte die wenigen Sekunden nach dem Foto, es waren vier, für Dauerfeuer auf dem Auslöser und hatte echtes Glück. In genau diesen 4 Sekunden war die junge Frau vollkommen locker und gelöst, für einen Augenblick entspannt.



Ich hatte meine paar Sekunden, da standen schon die nächsten für ein paar Auslösungen auf der Matte. Eigentlich lösche ich ja so ein Foto, aber im Kontext dieser Kurzprosa macht es Sinn.

Das schicke Foto hat mich veranlaßt, mit 3 der Bilder und graphicsmagick zu spielen. Ließen sich diese 4 Sekunden innerer Gelöstheit noch besser als in einem Foto darstellen? Ja, geht. Nach vielen Versuchen, welche Parameter die beste Animation ergeben, habe ich mich für dieses Ergebnis entschieden. Die ersten beiden Bilder wurden nach dem dritten nochmal umgekehrt in die Bildreihe gesetzt. So haben wir eine klitzekleine Gaußsche Glockenkurve, die so gemorpht wurde. Delay sind wohl 7/100 Wartezeit zwischen jedem Bild. Morph berechnet zehn Zwischenbilder für den Übergang zum nächsten.

gm convert -delay 7 -morph 10 *.tif ani.gif

In der Animation: Katja Kipping als Fotomodell. Ich bedanke mich für dieses kleine fotografische Zeitfenster bei ihr.