25. März 2015

NSU: Mord in Heilbronn - ein Fazit - Teil 2

Der folgende post ist der zweite von drei Teilen und wurde exklusiv für den Blog von Fatalist und dem Arbeitskreis NSU geschrieben. Er ist hier aus archivarischen Gründen noch einmal nachzulesen.
-----
Es geht um Heroin. Um viel Heroin. Wer sich ernsthaft mit dem Thema beschäftigen möchte, kommt an Burks nicht vorbei.

Mit Heroin in reiner Form, so die Ergebnisse medizinischer Untersuchungen, kann man gut leben. Es macht nicht abhängig, jedenfalls nicht weniger als Alkohol, Nikotin, Panini-Sticker oder Spritzkuchen. Heroin wird saugefährlich, wenn es mit allen möglichen Verunreinigungen und Rauschmitteln gestreckt wird, weil am Anfang der reinen Dosis das Geld für den Monat schon alle ist. Das führt dann zum Teufelskreis, daß man aus der Heroinsucht nicht mehr raus kommt und als menschliches Wrack endet.

Eine Vertrauensperson, Spätaussiedler und Mörder, deswegen auch zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt, wandte sich an die SoKo, um einen Deal auszuhandeln, keinen Heroindeal, sondern einen über Heroin. Der geht so.


Akte Heilbronn, Ordner 53, S. 127

Eine Vertrauensperson (Zusicherung der Vertraulichkeit durch die StA Heilbronn liegt vor) gab gegenüber Beamten der Soko Parkplatz an, die Täter des Mordes z. N. der Polizeibeamtin auf der Theresienwiese namentlich zu kennen. Weiterhin erklärte sie, über Beweismittel, die zur Verurteilung der Täter führen werden, Angaben machen zu können. Für die Preisgabe sämtlicher Informationen fordert die Vertrauensperson bestimmte Zugeständnisse, deren Infragekommen derzeit geklärt wird. Die Staatsanwaltschaft Heilbronn ist bislang umfassend über den Sachverhalt informiert und eingebunden.

Erster Hinweis

Den Angaben der VP zufolge befand sich am Tattag ein Fahrzeug auf der Theresienwiese, in das 10 kg reinstes Heroin versteckt eingearbeitet gewesen sei. Der Fahrer des Drogenfahrzeugs sei aus Kirgisistan gekommen und hätte teils aus technischen Gründen die vereinbarten Treffpunkte der Übergabe nicht erreicht. Er habe deshalb sein Fahrzeug auf der Theresienwiese geparkt und sei mit dem Taxi zum vereinbarten Treffpunkt gefahren. Dieser Fahrer sei dann mit der Gruppe, die das Drogenfahrzeug übernehmen sollte, zur Theresienwiese gefahren. Genau zu dem Zeitpunkt, als drei dieser Gruppe zum Drogenfahrzeug gingen, sei der Streifenwagen gekommen. Daraufhin hätten zwei aus dieser Gruppe auf die Polizeibeamten geschossen.

Es ging an dem Tag also um 10 Kilogramm reinstes Heroin und langjährige Gefängnisstrafen, glaubt man der VP.



Vom Unterzeichner, KHK Tiefenbacher und KHK Hölle werden die Aussagen der VP als glaubwürdig eingestuft. (Akte Heilbronn, Ordner 53, S. 127)

Das ist der Preis, um den es geht. Für 2004 sind in Europa für braunes Heroin je Gramm 29 Euro in Ungarn und 161 Euro in Schweden fällig gewesen, durchschnittlich gesehen. Weißes Heroin ist immer teurer, machte damals 32 Euro in Ungarn und 213 Euro in Schweden.

10 Kilogramm reinstes Heroin summieren sich in etwa auf 2 Millionen Euro, die da in einem Auto auf der Theresienwiese gebunkert waren. Nimmt man jetzt noch die üblichen Verschnittmengen und Streckraten, dann wird schnell die doppelte oder dreifache Menge draus, die zu etwas niedrigerem Preis abgesetzt wird. Eine Million sollte da noch drin sein.

Legt man zugrunde, daß es sich nicht um einen Einzelfall handelt, sondern um ein stabiles Dauergeschäft, das mehrmals im Jahr zur vollen Zufriedenheit aller Beteiligten durchgezogen wird, dann geht es hier schnell um zweistellige Millionenbeträge und ganz andere Dimensionen.

Schon bei 10 Kilogramm haben die Beteiligten keine Skrupel, ihre Ware unter allen Umständen zu sichern, egal, wer ihnen diese streitig machen will. Bei 2 Zentnern und mehr geht es um Einflußgebiete, Korruption, Abhängigkeiten und Machtausübung im großen Stil.

Es geht bei Heroin nicht um die Elendsgestalt am Straßenrand, denn Rollstuhlfahrer spätabends in der S-Bahn oder den Krücken durch die U-Bahn humpelnden in Lumpen gehüllten Bettler, der Geld erheischt, damit er sein Methadon-Rezept einlösen kann.

Es geht bei Heroin vor allem um jene Klientel, die sich damit aufputscht, um das Land am werkeln zu halten, um Politiker, Konzernetagenbwohner, deren Berater, Lobbyisten und Finanzverwalter, ein Menschenpotential, das somit in jeder Hinsicht erpreßbar ist.

Bei großen Mengen Heroin keimt immer ein zweiter Verdacht auf, jener der Terror-Finanzierung bei allen interessierten Parteien.

Nehmen wir der Einfachheit halber an, es stimmt, was Ordner 53 an Ermittlungsergebnissen zusammenfaßt. Dann geht es um Rauschgift aus den asiatischen Teilen der früheren Sowjetunion, um moslemische Völker und die uralten Handelswege in diesen Regionen. Führt man sich vor Augen, daß der einzige blühende Wirtschaftszweig im jahrzehntelangen Krieg gegen Afghanistan der Opiumanbau und -verkauf war, dann wird deutlich, daß das allen Seiten zugute kommt, um ihren Terrorismus über gewaschene Drogengelder zu finanzieren. Da spielt es dann keine Rolle mehr, ob die einen Allah anbeten und die anderen Gott, ob die einen dem Grüppchenterror huldigen, die anderen jenem im Staatenverbund. Die CIA finanziert ihre verdeckten Operationen mit dem weißen Afghanen, so wie der Verfassungsschutz oder das KSK seine verdeckten Kriegsoperationen.

Es erging kürzlich das Urteil gegen den Kemptener Rauschgiftfahnder, bei dem 10 Kilo Koks nur deshalb im Spind gefunden wurden, weil er seine Frau mißhandelt hatte und diese Anzeige erstattete. Es soll nur verdeutlichen, über welch immense Möglichkeiten Provinzpolizisten verfügen, wenn sie über unregistriertes und aus irgendeiner Asservatenkammer verdunstetes Rauschgift verfügen.

Ungeklärt blieb in dem Prozess die exakte Herkunft der Drogen. Armin N. hatte sie nach seiner Schilderung von der Staatsanwaltschaft Kempten zu Schulungszwecken erhalten.

Mit 1,6 Kilo Koks kann man sich etliche Leute gefügig machen. Staatsdiener sind oftmals nicht die Lösung, sondern Teil des Problems. Warum das so ist, wird in Teil 3 diskutiert.

Ende Teil 2.