Carsten Eberts, eine etwas hausbackener und ziemlich alt schreibender Schreibstubengehilfe der Süddeutschen will in Interviews von Ronnie O'Sullivan steile Thesen herausgelesen haben.
Das war alles wochenlang vorab auf Eurosport nachlesbar und von Rolf Kalb so aufbereitet, daß man es als das normale Klappern vor dem Queue-Handwerk bewerten konnte. Das waren die gleichen Thesen, die im vorigen, vorvorigen und vor drei Jahren auch, als auch von anderen erzählt wurden.
Wenn überhaupt, dann hat sich Eberts ein paar steile Thesen ausgedacht. Das Crucible sei eine Halle, meint er, was sowohl vom Namen als auch von der Atmosphäre her nicht stimmt. Crucible ist der Schmelztiegel von Millionärsträumen schlechthin, denn nirgendwo zerrinnen die Träume vom großen Geld gnadenloser als in diesem Theater.
Am Samstag startet O'Sullivan gegen den Qualifikanten Craig Steadman in die WM.
Der annoncierte Einstieg des fünffachen Weltmeisters ins Turnier ist schlichtweg gelogen. Der wird erst am Dienstag stattfinden. Aber so sind sie halt, die steilen Thesianer der Lügenjournaille.
Wie schmelztiegelhaft die Verhältnisse im kleinen Theater wirklich sind, durfte der amtierende Weltmeister, Mark Selby, als erster auskosten. Gegen den in England geborenen und für Norwegen startenden Kurt Maflin hatte er einen außerordentlich schweren Stand und zeigte Nerven.
Zumindest das erste Match der WM, in dem Selby über die volle Distanz gehen mußte, war eine eindrucksvolle Bestätigung für die steilen Thesen von Ronnie O'Sullivan. Da hat der Snookerspieler wohl doch ein bißchen mehr Ahnung vom Spiel als der süddeutsche Schriftgelehrte.
[update 18:10 Uhr]
Rolf Kalb schreibt auf Eurosport:
Snooker-WM - Selby beißt sich gegen Neuling durch
In einem wahren Crucible-Thriller erreichte Titelverteidiger Mark Selby das Achtelfinale bei der Weltmeisterschaft in Sheffield.