4. September 2015

1. FC Union Berlin vs. Linkin Park - 1 : 25


Links (Bühne) geht es gen Osten zum Hauptmann von Köpenick. Gerade rüber Höhe Mittellinie, da stand ich früher immer. Dahinter kommt in wenigen hundert Metern die Südsee in Form der Spree. Der Westen ist rechts, da geht es nach Oberschöneweide. Hinter uns liegt der Bahndamm im Norden. Bei der Konstellation ist die Lärmbelästigung schwer einzuschätzen. Die Freilichtbühne Wuhlheide ist rechterhand nur 2 km entfernt.

Chester Bennington bedankte sich vor Beginn des geplanten Zugabeblocks beim Publikum. Er habe sich hier wie zu Hause gefühlt, die Arena sei ein höchst angenehmer Arbeitsplatz für ihn und es sei wohl das erste Rockkonzert in dem Stadion gewesen. Schön, daß ihm niemand verraten hatte, daß hier auch Weihnachtssingen stattfindet. Das ist ja eher was für weicheiige Luschen. Gestern war eher Musik für Männer. Und harte Frauen.



Das Publikum war hellauf begeistert. Viele der meisten jedenfalls, die gekommen waren. Einige eher nicht, wie man in den Kommentaren beim Tagesspiegel nachlesen kann. Anwohner waren not amused.

Es war auch ein Gang in die Kindheit, denn die Alte Försterei mußte etliche Male dafür herhalten, die Langeweile zu vertreiben. Ich habe sie nicht wiedererkannt, denn vor mir breitete sich ein Schmuckkasten aus, der eine beeindruckende Akustik im Bereich der überdachten Stehtribünen aufwies.

Auch wenn Linkin Park 25.000 zahlende Besucher geladen hatte, ließen es sich die etlichen Unioner nicht nehmen, ihren eigenen Schlachtgesang anzustimmen. Sie hatten keine Chance, denn wenn eine der härtesten Bands der Welt anrückt, haben sie genügend Stromgeld in der Portokasse, um ganz Köpenick zu beschallen. Zumindest den Bereich zwischen Stadion an der Alten Försterei und Residenz des Hauptmann von Köpenick in der Altstadt. Oder Fösterei, wie die Raubkopierer auf ihre 2€-Plakate druckten, die man nächtens im Zappendustern kaufen sollte.

Das Spiel dauerte genau 100 Minuten. Die Band legte mit 100 Sachwen los und nahm bis zum Schluß den Fuß nicht vom Gaspedal. Es geb eine kleine Unterbrechung kurz vor dem Ende, da eine Trinkpause für die erschöpfte Mannschaft eingelegt werden mußte. Danach ging aber noch einmal die Post ab.

Natürlich spielte die Band Chartknaller wie „What I’ve done“ und „Crawling“, aber auch Songs ihres aktuellen Albums, das härtere Regionen auslotet.

Der Lügenpresse sei vom Ohrenzeugen mitgeteilt, daß Crawling leider keinen Eingang in die Setlist fand. Möglicherweiise wurde es bei der After-Show-Party a capella orchestriert. Im Stadion fand das Lied nicht statt.

Der Sound war in der Ecke der erhalten gebliebenen Stadionanzeige (Union 0 - Gäste 0) so lala, was nach dem vierten Titel eh nicht mehr ins Gewicht fiel, da der Matsch auf den Ohren einem einen vorzüglichen Sound vorgaukelte.

Abgesehen davon ergab ein sehr langer Gedankenaustausch am Abend, daß der Klang im Schallkegel superb gewesen ist. Mein Kumpel stand direkt an der Bühne und hatte einen glockenklaren Sound. Hier muß nachgebessert werden, auch wenn das Stadion wegen der geschlossenen Form und Überdachung in der Akustik etwas schwerer beherrschbar ist als andere Arenen.