2. Dezember 2015

Maxl in Haß



Maxl haßt mich. Völlig zu Unrecht, denn es war nicht meine Schuld. Ich muß es nur Ausbaden.

Er grüßt mich nicht mehr, will nicht mehr spielen oder necken, nimmt Reißaus, da haben die Gefahrentrigger noch gar nicht ausgelöst. Und all das, weil er ein neues Spielzeug gekauft bekam, das die Glocke der Hölle ist. Für ihn jedenfalls. Sie ist größer und hat einen anderen Klingelton. Sie war dazu gedacht, die anderen mal abfummeln und in die Waschmaschine hauen zu können. Außerdem sollen seine Entfaltungsmöglichkeiten aus­ge­weitet werden, indem er noch eine Spielmöglichkeit für sein Workout hat.

Was passiert in Wirklichkeit? Das kleine Fellknäuels verkriecht sich an den entferntesten Fleck seines kleinen Reiches, um dem Teufe ja nicht zu nahe zu sein. Kein Fressen, kein Pieps, angstvolles Starren auf das Höllen­geläut, das in der Nähe seines Lieblingsplatzes aufgehängt wurde. Der zittert am ganzen Körper, sobald es entfernt wird, um ihn an die Nähe des Geläuts zu gewöhnen.

Selbst das Verstecken hinter dem Rücken, um erst mal nur den Glocken­ton zu intonieren, löst Panik aus.

Panik heißt bei Maxl Flucht, also Flugversuch und Absturz. Wenigstens sein Leben retten läßt er sich sofort und ohne zu beißen. Dieses Grundvertrauen ist schon noch da. Aber Experimente im hohen Alter, die Zeit ist vorbei.

Hinzu kommt, das muß mit einkalkuliert werden, daß es in Berlin seit gefühlt 4 Wochen mit einer kleinen Ausnahme nur grauen Himmel gab, was bei ihm wesentlich schneller zu Depression und Apathie führt als bei den großen Vögeln. Der hockt eh seit Wochen wie Falschgeld rum und sehnt den Frühling herbei. Das wiederum kann ich sehr gut nachvoll­ziehen. Es wird Zeit für Sonne, Wärme satt und längere Tageslichtzeiten.