29. Februar 2016

Dankgottesdienst der Gesangslehrerin für den Sockengott



Auch der Sockengott bedarf ab und zu der Ruhe und befinde sich im Tief­schlaf. Da schellt das Telefon und verkündet mit blecherner Stimme, daß man Post habe. Die diversen Zehensocken, die der Gott der Socken befugt zu besorgen war, haben im Haushalt der Dame großen Anklang gefunden, nachdem sie auf dem hochgelegten Perserteppich bar jeder Schuhe getra­gen wurden. Inwiefern das zum überwiegenden Dauer­zu­stand wird, ist jedem selbst überlassen. Der Marsch durchs Wohnzimmer muß in etwa so überwältigend gewesen sein, wie jener durch die Masca-Schlucht. Anders ist der oben dargestellte Dankgottesdienst nicht erklärbar.

Für den Anmerker ist das zum Beispiel bis dato ein Problem gewesen. Ganz barfuß in der Wohnung funktioniert mangels ordentlicher Haft­rei­bung der oberen Hautschicht auf dem glitschigen Fußboden nicht. Noch schlimmer ist die Kälte, die der Beton in den nackten Fuß reinschiebt. Mit Socken sieht das anders aus, sofern sie das Vollbremssystem an der Fuß­soh­le eingebaut haben. Ein Paar ist allerdings zu wenig, denn es soll ja als Hausschuh mißbraucht werden.

Ergo wurde eine zweite Version getestet, die empfehlenswert ist. In den preiswerten Drogerieketten hängen ABS-Socken zu akzeptablem Preis in der Auslage, haben aber nur einen einzigen Zeh. Wenn man allerdings dünne Zehensocken anzieht und mit diesen in die billigen ABS-Socken schlüpft, dann ergibt das eine sehr angenehme Barfußlauferfahrung auf Beton und warme Füße, allerdings mit leichter Dämpfung, da viel Wolle zwischen Haut und Beton steckt.

Eine andere Variante läßt sich Basteln. In Bastelläden gibt es Noppen­la­tex, eine klebrige Masse, die in ungefähr 10 bis 12 Stunden in der Wolle aushärtet und für den nötigen Grip auf der heimischen Eisbahn sorgt.



Man stopft den Strumpf mit Pappe aus, die dadurch gewonnen wurde, daß man sich selber Maß genommen hat. Noch besser wäre, mit Schneider­krei­de, Schulmalkreide, Wachsmalstift oder in der Art die Umrisse von Ferse, Ballen und Zehen auf den Strumpf zu malen und dann die Pappe einzulegen, einschließlich jeder einzelnen Zehe. Dann kleckst man das zähflüssige Gelumpe auf den Strumpf und kann 12 Stunden später die funktionierende Strumpfbremse ausprobieren, die auch einige Wäschen locker übersteht.

Man hat alles richtig gemacht, wenn man in den Zehen den Greifreflex spürt, also das Laufen in der Wohnung an die gute alte Zeit erinnert, in der man noch Schimpanse oder Gorilla war. Spürt man das, dann kann man ja mal versuchen, ein runtergefallenes Taschen-, Hand- oder Ge­schirr­tuch mit den Zehen aufzuheben. Funktioniert auch wie bei den Kum­pels aus dem Urwald, sofern alle Zehen noch in Ordnung sind.

Die bisher mit Abstand beste für die Bastelei geeignete und schon ge­tes­te­te Zehensocke ist aus Merinowolle. Im Wanderstiefel produziert sie wegen der Einzelaufhängung der Zehen und dem Merino eine angenehme Wär­me, die deutlich über jener von normalen Socken liegt.

Falls hier Jogger mitlesen, dann sei ihnen empfohlen, so ein ABS mal im Laufschuh der Wahl zu testen. Es ist sehr angenehm, wenn man nicht mehr wie auf einem Ozeandampfer im Schuh hin und her wankt.

Damit keine Unklarheit herrscht. Bei Null Grad und trockenem Unter­grund werden die Fivefingers natürlich ohne Socken durch die Gegend getragen. Dafür ist zur Zeit in Berlin reichlich Gelegenheit, denn dieser Tage war es arschekalt. Warum das so ist, steht im großen Einmaleins der Zehensocken.