9. Mai 2016

Das Öl der Gesangslehrerin

Der Treffer war eine Punktlandung. Ihre euphorische Freude über das Bildergeschenk war von der Bitte begleitet worden, sie möge mal ver­suchen rauszukriegen, welches das schönste Foto ist. Das ist immer ein schwieriges Problem, da stets subjektiv gefärbt. Es macht oft einen erheb­lichen Unterschied, welches Foto der Fotograf und welches der Betrachter bzw. der Fotograf als Betrachter präferiert.

Es ist so einfach nicht sich in einen anderen hineinzuversetzen, auch wenn Fotos bei ihrer Rezeption einigen objektiven Kriterien folgen.

Die Sache war schnell erledigt. Sie hat auf Anhieb das schönste Foto benannt.

Übrigens ... Das Olivenöl, das ich auf ihre Empfehlung hin im Biofachmarkt gekauft habe, das schmeckt wie Diesel. Ich hatte extra drauf geachtetet, das lieblich, mild, fruchtig auf dem Etikett draufstanden, es schmeckt wie Diesel.

Nöööööööööööö... Das hat eine ausgesprochen lieblichen zurückhaltenden Geschmack. Ich komme an die billigen Sorten nicht ran. Sonnenblumenöl, Raps oder Leinsam, da kann mich mit jagen. Ich habe mal einige Zeit im Süden gelebt. Oliven mochte ich zu dieser Zeit auch noch nicht. Dann aber hat mich eine Bäuerin mal mit zur Ernte genommen. Dort haben wir die besten Früchte gleich auf dem Feld gegessen. Das ÖL wurde im Dorf noch traditionell verarbeitet. Bei den Billigölen weiß man nie, was da noch alles drin ist.

Das sehe ich alles ein. Das weiß man aber bei Olivenöl genausowenig. Außerdem haben die im Biofachmarkt Preise wie in einer Apotheke. Für einene viertel Liter Arganöl wollen rufne die 10 Euro auf. Die spinnen ja. Abgesheen davon ist ÖL ÖL, egal, aus welcher Pflanze es gewonnen wird. Je nach Herstellung sind alle essentiellen Fette und Mineralstoffe enthalten. Für mich ist kalt gepreßtes Rapsöl das ÖL der Wahl. Da schmeckt jeder Salat wie die junge Frau, die mit Blümchen im Haar und kurzem Rock lebensbejahend über die Wiese tanzt. Hau ich Olivenöl in den Salat, schmeckt das wie die Einladung in den muffigen Keller. Mephisto will mal ein paar Wörtchen mit dir reden, zack zack.


Eine Einigung war bei dem Streit nicht zu erzielen. Es gibt einen Kompro­miß, zumindest geschmacklich. Man mischt diverse Öle zu einem neuen, so daß das Gute aus jedem Öl erhalten bleibt und das Schlechte verduns­tet. Als Spannbreite empfielt sich, Mischungsver­hältnisse von 1/3 bis 2/3 auszuprobieren. An irgendeiner Stlle kommt man dann auf den Ge­schmack.

Die Welt: Aber bio muss es schon sein?

Poletto: Nein, muss es nicht.