7. September 2016

variabler Graufilter

Ich habe schon seit Wochen einen rumliegen und komme nicht dazu, das Teil auch auszuprobieren. Der macht nicht etwa Schwarzweißbilder, son­dern reduziert die Lichtmenge, die auf den Sensor fällt, so daß die Belich­tungszeit verlängert werden muß, um ein korrekt belichtetes Bild zu be­kom­men. Man benutzt das für den berühmten Effekt plätschernder Bach im Wald. Weil die Belichtungszeit elend lang sein kann, gurgelt sich der Bach auf dem finalen Foto als graues Nebelband ins Tal.

Man kann somit den Windrädern Tellerscheiben ranbasteln, so man lange genug belichtet, daß die Umdrehungen für eine Abbildung auf dem Foto reichen. Oder man fährt mittags zum Alex und belichtet die Currywurstbude. Dann ist das ganze Laufpublikum weg, weil die viel zu schnell aus dem Bild verschwinden, um auf der Aufnahme zu erscheinen. Nur die zwei Leute, die stoisch auf ihrer Wurst rumkauen sind dann noch zu sehen. Und die Bettler.

Was meint variabel bei der Scheibe? Das ist wie beim zirkularen Polfilter. Ich kann die Dichte des Filters durch drehen stufenlos zwischen 2 bis 8 ändern, also bis zu drei Blendenwerten oder Belichtungszeiten. Beim Polfilter hingegen bestimme ich durch die Drehung, welche Lichtanteile gelöscht werden, weil sie wegen ihrer Polarisationsebene genau nicht auf dem Sensor landen. Das ist der Unterschied. Der Neutraldichtefilter, so heißt er eigentlich, behandelt das Licht im gesamten Motiv gleich, die optische Güte des Glases mal außen vorgelassen. Es sei denn, es handelt sich um einen Grauverlaufsfilter, der wiederum noch viel knackigere Effekte ermöglicht, jedoch einen nicht unerheblichen Effekt auf die Geld­börse hat, so man einen solchen mit Bargeld kauft.

Mittlerweile ist auch ein höchst preiswerter Grauverlaufsfilter einge­tru­delt, der sich gut mit dem anderen kombinieren läßt, da er zwei Gewinde hat. Der schweineteure hat nur eines. Nun gut, ein Polfilter ist auch noch da, der bringt ja auch noch eine Blendenstufe Abdunklung. Alle drei zusammengeschraubt, da wird es reichlich duster im Sucher. Das bringt unterm Strich aber auch nur 4 oder 5 Blendstufen. Oder anders gesagt, statt 1/640 sec. Belichtung wird 1/30 Sekunde draus. Das hält man mit Stabi und Kirschkernsack immer noch aus der Hand.

Im Grunde geht es ja nur darum, den Mangel an malerischer Fähigkeit zu übertünchen und den Canaletto oder Caspar David Friedrich mit wenig Aufwand und einem Fotoapparat anzufertigen.