24. Februar 2017

NSU: Zeugencasting



In einem der letzten Posts ging die Rede von einem Zeugencasting, das einige Zeugendarsteller durchlaufen mußten, ehe sie ihre Texte aufsagen durften.

Das Beispiel haben einige Leser nicht verstanden, weswegen das Funktionsprinzip kurz vorgestellt wird.

Angenommen die Polizei benötigt eine ganz bestimmte Fähigkeit, die sie selber nicht hat. Dann annonciert sie das. (siehe Beispiel im screenshot oben) Oder sie bildet eine Kommission in der Art Dieter Bohlens, Deutschland sucht den Superzeugen.

Das wird desterwegen gemacht, weil die Teilnehmer am Casting von Beginn an in Rundumbetreuung sind, niemand mehr an sie rankommt, damit der Vortrag ordentlich vorbereitet werden kann.

Im richtigen Leben ginge das ungefähr so. Bevor so ein Zeuge auf dem lokalen Polizeirevier aufschlägt, um ohne Not mitzuteilen, daß er die im Fernsehen gezeigten Leute kennt, bekam er von den Souffleuren der übergeordneten Polizei Hausbesuch. Als langjährig erfahrene Freunde und Helfer wissen die genau, worauf es ankommt, auch wenn immer noch keine Not zu einer Aussage gegeben ist. Sie helfen einem, die Aussage einzustudieren, die anderntags auf dem Revier vorgeführt werden soll.

Das Freund streichen wir wieder. Solche Elemente des Staatsschutzes sind keine Freunde.

So ungefähr kann man sich also das Kuddelmuddel um die sehr frühzeitig und ohne Not bei der Polizei erschienenen Morks vorstellen.

Man kann sich aber auch vorstellen, daß sie in großer Not waren, da sie zum Beispiel kurz vor dem Hausbesuch der Staatsschutzbeamten den Hausbesuch einer Urlaubsbekanntschaft hatten. Dann ist die Kacke am dampfen, die Not groß und das Casting dahingehend hilfreich, daß man sich nicht verplappert. Abgesehen davon weiß der Dorfpolizist eh nicht, welches die richtigen Fragen wären.

Nun muß man sich nur noch vorstellen, daß die Genossen vom Staatsschutz des BKA, ersatzweise ihre Gesinnungsgenossen aus den Ländern bis in den letzten Winkel der Republik ausgeschwärmt sind, um jene Mitbürger ausfindig zu machen, die des Castings für eine Zeugenrolle für würdig befunden wurden. Es gab nur eine Bedingung. Du sollst nur schlecht Zeugnis reden. Wer die nicht erfüllt hat, fiel durch den Rost.

Dann gab es noch jene Mitbürger, die das Casting locker gewonnen hätten, die aber gar nicht erst angefragt wurden. Der Hausbesucher erklärte freundlich und bestimmt, daß man das über Jahre angesammelte wissen für sich behalten möge. Es interessiere keine Sau, was Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe dann und dort zu tun hatten. Wage es ja nicht, sonst bekommst du Probleme.

Und dann gibt es da noch ein gesellschaftliches Klima, jenen penetranten Duft, der vornehmlich von den Walküren der Aufklärung verbreitet wird.

Exemplarisch sei das an M&M erklärt.

Axel Minrath wurde mehrfach als Zeuge vor einen Untersuchungs­aus­schuß geladen. Wir haben im Hinterkopf, daß es um zehn Morde und weitere Kapitalverbrechen geht. Was kann er also bezeugen? Ganz einfach. Erstmal nur daß, was er darf, denn die Grenzen seiner Redseligkeit wurden unter Zuhilfenahme einer Aussagegenehmigung abgesteckt. An die hält er sich unter Wahrung seines Pensionsanspruches. Fertig.

Ach nein. Nicht ganz. Man darf sich natürlich die Frage stellen, warum der Götzl den allwissenden Minrath nicht aushorchen tat, wo der doch alles über einen NSU wissen soll, wenn man den Nichtaufklärern glaubt. Es ist so einfach. Minrath hat beim Generalbundesanwalt eine klare Ansage in einer Aussage gemacht. Einen NSU hat es nie gegeben.

Sagt Wolfgang Cremer auch. Man muß es nur lesen.

So ein Zeugnis braucht man nicht in einem Schauprozeß, der sich ausschließlich um die Existenz und das reichhaltige Leben dieses NSU kümmert, ein Leben, das erst durch die umfangreiche schriftstellerische Tätigkeit der Antifa zustande kam. Leider sind von den 4500 Tagen bisher nur 200 ausrecherchiert, davon alleine an die 150 Urlaubstage. Letzeres hat Herr Binninger damals unterschlagen, aber das macht nichts.

Bei Ralf Manole Marschner wiederum ist die Sache völlig anders gestrickt. Auch er ist angeblich ein Zeuge. Für was auch immer. Das wurde uns bisher nicht mitgeteilt. Da schweigt die Antifa.

Bei Marschner ist relativ gut gesichert, daß er von einem NSU auch erst aus Funk und Zeitung erfuhr. Er kann zu den in München aufgeführten Verbrechen keine Zeugenschaft ablegen, weil es keinen Link zwischen ihm, BMZ und den Verbrechen gibt.

Bei Marschner ist die Sachlage im Zeugencasting jedoch völlig anders. Die Genossen des Staatsschutzes wachen mit Argusaugen drüber, daß es keine Folge 370 mit Marschner in einer unwichtigen Nebenrolle gibt. Er gehört zu jenem Personenkreis, der sich keine Texte merken kann und ist somit für die Zeugenshow in der Schauprozeßinszenierung am OLG-Stadl völlig ungeeignet. Sagt man so.

So einfach war das. So macht man das. Und sowas kommt dann bei raus.

Bitte melde dich nicht, denn hier wird nur schlecht Zeugnis benötigt.

Jeder, der noch bei gesundem Menschenverstand ist, wird sich eines Zeugnisses im Beisein dieser Matronen oder der Genossen vom Staatsschutz verweigern, um nicht als Nazi gezichtigt zu werden. Ein problemfreies vor sich hinvegetieren ist Lebensqualität. Ein Gespräch bei Frau König versaut einen wenigstens zwei Wochen des irdischen Daseins.

Et voila. Genau so wollte man es haben. Allerdings ohne Prozeß. Das ist der vom Steuerzahler zu löhnende Kollateralschaden einer Staatschutzaffäre.