12. Juli 2017

Berliner Schnauze an der Nordsee

Ich wurde gefragt, was eine Berliner Schnauze sein. Nun meinte ich, das ist schnell, direkt mitten auf die Zwölf. Ohne Redundanz, evan­gelistischem Gezicke, Katholentum, Gut und Böse, Laberitis und mit Immunität gegen ein angedrohtes Parteiverfahren. Der Gedanke, der einem gerade auf der Zungenspitze lag, der wird dem Gegenüber geradewegs ins Gesicht geschleudert, nicht wieder runtergeschluckt, widergekäut und erst eine Stunde später in den Gehörgang des Fra­genden geschoben. das ist Zeitverschwendung. Berliner Schnauzen haben keine Zeit, die sie verschwenden könnten.

Es gibt wohl auch Berliner Herz und Schnauze. Das ist das Gleiche, nur daß man dabei freundlich dreinschaut.

Dies sei an zwei Beispielen illustriert.

Eine ältere Dame, aber jünger als ich.

Darf ich fragen, wie alt du bist?

Ja.


Sie verdrehte die Augen und das Gesicht zu einem Fragezeichen. Ergo gab es Nachschlag.

Ja, du darfst. Damit habe ich die Frage erschöpfend beantwortet.

Das Gesicht benötigte 5 Sekunden, um sich zwecks Intonierung einer Wutrede vom Fragezeichen zu einer Faust zu wandeln. Ich solle nicht so rummachen und so tun. Sie wollte eine vernünftige Antwort.

Das war eine vernünftige Antwort, denn sie hat das Problem nicht verstanden. Berliner sind so. Die tun nicht so, als ob sie einer wären.

Nach dem Sonnenuntergang, genaugenommen dem abgebrochenen, denn an der Nordseeküste scheitern diese meistens, wenn es um die letzten, dafür entscheidenden Minuten geht...

Ich fang noch mal an. Auf dem Weg ins Quartier treffe ich ein paar Damen, die ebenfalls dem Spektakel beigewohnt hatten. Es wurden letzte Bilder gemacht. Auf meinen Fotoapparat zeigend entspann sich dieser Kurzdialog.

Das ist schon ein anderes Gerät als meines.

Ja sicher. Das ist kein Telefon.


Dafür lieben sie mich. Darum hassen sie mich. Geht mir am Arsch vorbei.