30. Oktober 2017

zum Versagen der Linken: kein Rechtsruck, nirgends

Rainer Bonhorst
Plötzlich hat, wie überall zu hören und zu lesen ist, ein Rechtsruck unser bis dato eher ruckfreies Land erschüttert.

Aber hat es wirklich geruckt? Ein bisschen geruckelt hatte es ja schon vor Herzogs Ruck-Rede. Es war ein Links-Geruckel, das der SPD die Konkurrenz der damaligen PDS und heutigen Linken gebracht hat, die sie seither nicht mehr los wird. Aber war das ein Linksruck? Es war doch eher eine Zellteilung. Die Leute waren links schon da, nur hatten sie noch keine eigene Partei. Jedenfalls nicht im Westen. Die hat ihnen Oskar Lafontaine beschert. Aber auch der war nicht der erste. Vor ihm haben sich diejenigen ein Rückelchen gegeben, denen die SPD nicht grün genug war. Seither hat die arme alte Tante der nach links offenen Mitte zwei unangenehme Ableger, einen dunkelroten und einen grünen. Von Links-Ruck sprach da ja auch kaum einer. Das liegt wohl daran, dass links nicht geruckt wird. Höchstens cool gerockt.

Rechts rockt man nicht. Da wird geruckt. Darum gilt der Erfolg der Alternative für Deutschland selbstverständlich als ein Rechts-Ruck. ...

Kurz und unspektakulär: Es ruckelt hier und da in der Parteienlandschaft, mal links, mal rechts und mal in der Mitte. Aber durch Deutschland ist kein Ruck gegangen, keiner nach rechts, keiner nach links, und schon gar keiner nach vorn oder nach oben.
Egon Dombrowsky @EgonDombrowsky
Gäb’s nicht den NSU und ähnliche Sachen, kein normaler Mensch würde noch ein Kreuz bei SPD, Linken und Grünen machen!
djadmoros 16.10.2017 07:38
Nowak ist beleidigt, weil die Ossis kein revolutionäres Subjekt sein wollten.

Auf diesen Satz kann man seinen Artikel eindampfen. Andere zum Opfer seiner eigenen Erwartungen machen - das kann Nowak (und die Sorte von Linken, für die er steht) gut.

Aber als journalistische Leistung ist das ziemlich traurig.
P.Frei 15.10.2017 23:28
"Linke DDR-Opposition"

Vorweg: Die sogenannte "Antifa" war und ist anarchischer Gewaltschwachsinn von lauter soziopathischen pubertierenden und pickligen Egomanen, die staatlich gelenkt und gefördert werden und hat mit links soviel zu tun wie die NSDAP mit Sozialismus. Jemand der "Antifa" als ernstzunehmende Opposition egal wo bezeichnet, verfügt über keinerlei Kenntnisse über die tatsächlichen Zusammenhänge. Die Antifa in der DDR war eine Stasi-Untergruppe. Genau, wie sie auch in der BRD Teil des Ordnungssystems des Inlandsgeheimdienstes ist und staatlich direkt und indirekt alimentiert.

Ansonsten: Meiner trüben Erinnerung nach, aus der damaligen Opposition heraus, wollte mit Ausnahme der kirchlich gebundenen und westlich indoktrinierten Gruppen z.B. rund um den hintervotzigen damaligen Pfarrer Eppelmann die Mehrzahl der Oppositionellen tatsächlich einen ökologischen Sozialismus mit menschlichem Antlitz in einem Staat DDR. Reisefreiheit und Bananen waren auch, aber kein primäres Thema.

Dann kam die Wende, die eben nicht wegen der tumben Dumpfbacken aus Leipzig und Dresden friedlich blieb, sondern vor allem wegen der Umsicht der schlimmschlimmen SED-Bonzen und Stasischweine sowie der Paralysierung der Moskauer Imperialmacht weitgehend unblutig und ohne Todesopfer verlief.

Und plötzlich waren sie alle da, die "Oppositionellen", die bis dahin keiner bemerkt hatte. Aus der DDR wurde binnen Jahresfrist BRD und sämtliche alternativen Ansätze wurden ins Plumpsklo geschizzen. Das Plumpsklo wurde von West-CDU-SPD-FDP großzügig gespendet. Es war beklebt mit vielen Scheinen der harten Währung.

Eine linke Opposition nach der Wende außerhalb der Nachwende SED-PDS ff. gab es praktisch nicht. Die Linkspartei aber war und ist keine wahrnehmbare Opposition und damit keine Alternative. Das ist u.a. Gysi geschuldet.

Aber all das hat NICHTS mit dem Wahlerfolg der AfD zu tun.
Das im Westen weniger AfD gewählt wurde hat seine Ursache ausschließlich darin, dass dort CDU und SPD und Grüne eine deutlich größere Stammwählerschaft haben, die auch noch den allergrößten Scheiß weitgehend verzeiht, weil Opi auch schon CDU bzw. SPD bzw. Grüne gewählt hat. Das wird aber nicht so bleiben. Denn ein erheblicher Teil der CDU- und auch der SPD-Wähler steht dem angeblich nicht vorhandenem Programm in etlichen Punkten der AfD sehr offen gegenüber. Und komm mir jetzt keiner mit der Niedersachsenwahl als Beweis für den Niedergang der AfD.

Es ist in jeder Hinsicht blödsinnig die AfD als ein soziologisches Phänomen in der Zone zu begreifen. Die AfD oder/ und eine vergleichbare Partei ist in ganz Deutschland dauerhaft als Ergänzung zum derzeitigen Einparteiensystem zu dulden. Und das ist gut so. Eine Lösung für das Gesamtdilemma und das Himmelfahrtkommando Maximalrendite-Kapitalismus-Nach-Mir-Die-Sintflut ist sie nicht. Da braucht es etwas anderes.
Heiner Flassbeck
... warum bekommt eine Partei, die den Arbeitern und den von der Gesellschaft weitgehend abgehängten Bürgern mit geringen Einkommen so vieles ganz konkret verspricht, so wenige Stimmen und eine Partei wie die AfD, die den Abgehängten nichts als verschärften Neoliberalismus verspricht, so viele?

Die Antwort ist einfach: Es gelingt dem gesamten konservativen Block einschließlich der AfD, den Eindruck zu erwecken, dass die einzig linke Partei von "linken Spinnern" durchdrungen ist, die nichts Besseres im Sinn haben, als das "System" zu überwinden und durch ein Nirwana zu ersetzen, das ungefähr so erfolgreich ist wie die ehemalige DDR.

Mit dieser Strategie wird man die Linke noch hundert Jahre bei zehn Prozent halten können. Wenn die Partei nicht begreift, dass die Träume von einem anderen System, das niemand kennt und niemand der großen Mehrheit der Bürger erklären kann, in der Politik nur Schaden anrichten. Denn die große Mehrheit will kein anderes System. Und sie hat damit vollkommen Recht.

Denn es gibt kein anderes System, das man heute jenseits von Träumereien und Spinnereien als ernstzunehmende Alternative an den Mann und an die Frau bringen könnte. Wenn bei einer Bundestagswahl im Jahr 2017 weit mehr als 80 Prozent der Wähler für Parteien stimmen, die explizit das System nicht überwinden wollen, ist das eine ebenso klare Botschaft wie die über 55 Prozent, die sogar für die von den rechten Parteien angestrebte Radikalisierung des kapitalistischen Systems stimmen.