12. November 2017

aus guten Gründen: die Revolution muß warten



Schon Farin Urlaub hatte eine perfekte Ausrede, sich vor der Teilnahme an der Revolution zu drücken. Er lag im Garten, die Revolution muß warten.

Michael Brie hat sich gedanklich mit dem Thema beschäftigt, wie man sich gedanklich auf die nächste Revolution vorbereiten muß und kam auf die Idee, Lenins Patentrezept wiederzuverwerten, sich also in Zeiten der Ohnmacht der Philosophie zu befleißigen. Nur anders eben.

Sehr geehrter Herr Brie,

ich haben ihre wundervoll aneinandergereihten und klarsichtigen Wörter
Lenin bezieht seine Erfahrungen auf Hegels Dialektik von Entwicklung und Praxis; er schult sein Denken in Widersprüchen, unter den Bedingungen von Brüchen und Sprüngen, jähen Ereignissen. Die Wahrheit sei immer konkret. So bereitet er sich vor auf das Unvorhersehbare. Nichts bei Hegel sei materialistischer als dessen idealistische Dialektik, schreibt er. Mit welcher Philosophie aber hat sich die europäische Linke auf die völlig neue Situation vorbereitet? Der Gedanke selbst, dass dies unabdingbar sei, scheint nicht von ihrer Welt.
meiner Liebelingskassiererin beim Lidl deklamiert, woraufhin sie große Augen bekam und mir verheißungsvoll bis ins Innerste meiner abgrün­digen Tiefe schaute. Ich nahm all meinen revolutionären Mut in beide Hände und frug sie, ob sie sich nach Ende ihrer Schicht vielleicht even­tuell möglicherweise unter Umständen mit mir zusammen geistig auf die nächste Revolution vorbereiten mag, ein bißchen Hegel exzerpten und so. Ich zwinkerte ihr auch noch zu.

Die Wahrheit war konkret. Sie hatte keine Lust. Und ich Frust.

Herr Brie, hätten sie die unendliche Güte, ihre preiswürdigen Ausfüh­rungen in einer zweiten Fassung vorzulegen, auf daß ich diese noch einmal in den Lidl trage, bis hin zur Kasse, um bei der Kassiererin doch noch eine Hegelstunde zwecks Vorbereitung einer Revolution abzu­greifen? Es müßte nur so knackig formuliert sein, daß sie versteht, was gemeint ist. Ich tät's dann auch mit mehr Inbrunst und Betonung auf den richtigen Silben vortragen, denn gerne würde ich einen Kegelabend mit der Frau von Kasse 3 verbringen. Die schiebt die schweren Wasserflaschen dermaßen flinkt übers Band, daß sie die ideale Aufstellerin für die Kegel wäre.

Huch, bin ich wieder mal durcheinander. Hegelabend, Herr Brie, nicht Kegelabend. Sie verstehen? Vielleicht ist sie ja eine begnadete Hegelianerin.