11. Mai 2018

Radeln wie der Don


Schußfahrt nach San Remo? Nö. Freies Sicht- und Schußfeld nach Polen (links im Bild). Wer weiß schon, wozu das eines Tages nützlich ist?

geht hier auch, denn teilweise meint man, in den Abruzzen zu sein, oder wenigstens in der Lombardei. An der Fähre sah ich ein Paar mit Specialized, angezogen wie das Ersatzteam von Jan Ullrich, die Dame mit Knackarsch, der aber wesentlich durch die gepolsterte Radlerhose modelliert ward. Als ich die Waderln inspizierte, fiel mir dann doch nur Angeber ein, denn mein Proletenoutfit paßte dann doch weitaus besser zu Waden und Rad von Winora mit TranzX-Antrieb im Vorderrad.

Der knurrige Verleiher aus Ahlbeck wollte mein Geld nicht. Hab ich zu ihm gesagt, sehr schön, dann bekommt das ein anderer. Das Rad hat mich außerordentlich positiv überrascht. Sehr knackiger Anzug, zuweilen ruppig, was bei Motor ganz vorne ja auch so zu erwarten ist. Außerdem hatten sie eine 7-Gang-Automatic von Shimano verbaut, bei der ich die Automatik abgeschaltet habe, denn die war immer einen Gang höher, als ich treten wollte. Funktioniert aber gar nicht mal sooo schlecht.

Trotz allem ein sehr geschmeidiges Fahren auf dem zweitschönsten Radweg, den ich kenne. Der schönste steht auf Amrum. Der auf Usedom ist jüngeren Datums. Die EU hatte eines Tages mal viel Geld ausgeschissen und hier abgeworfen. Die Planer hatten eine famose Idee, eine bessere jedenfalls als Ribery. Sie pflasterten und betonierten mit diesem Geld einen Radschnellweg von Leuchtturm Swinemünde bis weiß der Deibel wohin.

Bis Bansin und zurück hab ich es erst mal geschafft. Dann am Nachmittag auf die Fähre und nach Wollin rübermacht. Da habe ich mich dann verfahren, bin den Schildern nach, um zur Fähre zurückzukommen, aber die war die falsche, die für Fremdlinge, denn die Ausländerfähre liegt knappe 10 Kilometer außerhalb des Stadthafens, die natürlich wieder zurückgeradelt werden mußten. Die Stadtfähre dürfen nur Einheimische benutzen. Wer also meint, via Swinemünde gen Polen einreiten zu müssen, der möge sich das dreimal schwarzer Kater überlegen, denn der Katzenjammer kann gar groß sein, bis 3 km Rückstau im Warteraum der Fähre rüber und nüber geschwommen sind.

So wurden es an einem Tag an die 60 Kilometer, die nun in Waden und Oberschenkel ansetzen.

Fotoapparat hatte ich auch anbei, aber das ist nichts Halbes und nichts Ganzes. Entweder man radelt oder man fotografiert, beides zusammen paßt nicht.

Die Hackordnung lernt man hier auch sehr schnell und prägend. Auf der Seebrücke Heringsdorf kellnert der polnische Herr. Im Hotel jenseits der Grenze die Ukrainerin.

Der Pächter der Seebrücke ist jener aus dem Dunkeln, die man nie sieht. Nach 20 Uhr sitzt der in seinem Büro und zählt die Dukaten ab, banderolt Bündel mit fettem Zaster und geht übermüdet von so viel abgeforderter Rechenleistung in der Frühe in die Heia. Die Verhältnisse hier sind einfach, überschaubar und somit auch für das eigene Erleben umsetzbar.

Dieser Superradweg hat im Grunde nur einen Nachteil. Es sind zu viele Radler unterwegs, ganz so schnell, wie man möchte, kommt man dann doch nicht voran.

Ja, auch Bader waren zu sehen, bei auf der Tafel vermerkten 8 Grad Wassertemperatur. Das muß man sich als Warmduscher dann doch nicht antun, auch wenn die Sonne etwas völlig anderes suggeriert, denn in der Beziehung stimmt, was behauptet wird. Usedom ist der sonnenreichste deutsche Ort. Nicht die Stadt (sic!), sondern die Insel. Seit Tagen knattert der Planet von ca. 5:00 bis 20:30 Uhr ohn' Unterlaß. Wolken gibt es nur in der Wettervorhersage.