6. Februar 2019

Snooker für Erbsenzähler

Das ist mal eine schöne Aufgabenstellung für angehende Schiedsrichter, die beim German Masters im Berliner Tempodrom zu sehen war.

Yuan Sijung besiegt John Higgins im Decider. Zuerst sollte man sich die entscheidende Szene und Diskussion reinziehen.

Dann zieht man sich das Regelwerk des Snooker rein.

Es gibt eine Besonderheit. Es wurde der letzte Ball gespielt. Geht die Schwarze rein, gewinnt Yijun. Macht er ein Foul, ist es Patt und es gibt eine respottet Black. Es ging also um nichts anderes als den Sieg im Spiel.

Ergo muß man sich unter anderem mit folgenden Fragen beschäftigen.

1. Was ist eine Foul. Antwort: Alles was gegen die Regeln verstößt. Das reicht allerdings nicht. Das Foul muß, um ein Foul zu sein, auch vom Schiedsrichter geahndet werden. Das heißt, der muß es als Foul auch sehen und ansagen.

2. Was ist eine korrekter Stoß, unter der Besonderheit, daß es der letzte Ball im Spiel ist? Der regelkonforme Stoß wird erklärt, aber nicht, wenn es der letzte ist.

3. Wann ist ein Frame und in unserem Fall somit das Match gewonnen?
Jede Entscheidung eines Schiedsrichters über Zuerkennung eines Frames/Games ist endgültig und darf nicht Gegenstand eines Einspruchs sein.
Oha. Jetzt kann man sich als Erbsenzähler betätigen und die Szene noch einmal anschauen. Man achte in beiden Kamerapositionen auf das Verhalten des Schiedsrichters. und die Ansage, die er macht.

Dann switcht man noch einmal zur Expertendiskussion.

Für mich ist die Entscheidung klar. Es war kein Foul.

Im übrigen hat Sijun mittlerweile den nächsten Weltmeister aus dem rennen gekegelt. Diesmal traf es Mark Williams. Ob er wirklich das riesige chinesische Talent ist, das sich angeblich seit Jahren auf dem Vormarsch befindet, das ist fraglich, denn nach wie vor ist nur Ding unter den besten 16 Spielern der Welt.