13. Mai 2019

Mord auf Usedom



Es war eine Menge Seemansgarn, das die Ostseezeitung als roten Faden in die Geschichte vom Mord an einem Greifswalder Türsteher verwob. Es war aber so überzeugend, daß ein Kryptologe der dpa sofort wie ein Kar­nickel auf den hingehalten Arsch draufsprang. Er dichtete das Märchen für die Bento-Leser nach, unter anderem, indem er völlig überflüssiges Zeugs als Zeilenhonorar schindete.


Ein Zug wird kommen. Es war fast wie in Spiel mir das Lied vom Tod. Nur Mundharmonika war nicht da.

Der Mord auf Usedom stellte sich für mich so dar. Ich hatte geplant, in der Ausstellung mit Sandskulpturen direkt am Bahnhof Ahlbeck Grenze mit einem Fotobesuch aufzuwarten und noch etwas Zeit totzuschlagen, da die Eisenbahn nur alle Stunde fährt und ich zu faul war, die gut 3 Kilometer zu Fuß zu latschen, rechterhand immer den kackhäßlichen Polenmarkt im Auge. Ergo klickte ich lustlos im Internet rum und ahnte das Unheil bereits.

Im Zug war ich rechtzeitig, sicherheitshalber gleich vorne, wo sich die Bahnbediensteten das erste Abteil für eine Pause abgesperrt hatten und ein reges Gespräch führten.

Weißte, ich habe ja mit ihm ein Jahr zusamengear­bei­tet. Der hat sich um seine Mädels gekümmert und uns jeden Morgen persönlich bis vor die Haustür gefahren, damit uns ja nichts passiert. Das war so ein liebens­wer­ter Kerl. Verstehe nicht, wie man den einfach so umbringen kann.

Ich sagte einem anderen Eisenbahner i.R., der sich noch da vorne aufhielt, er möge der Dame einen schönen Gruß von mir bestellen, ich wollte ja bezahlen, aber muß jetzt schon wieder raus. Da hatte sie gerade geschafft, sich den mobilen Fahrkartenverkaufs- und Kassenautomaten um den Bauch zu schnallen.

Das nächste Gespräch gab es 1 Minute später im Einlaßbereich der Ausstellung.



Endlich mal was los auf der Insel. Türsteher aus Greifswald ermordet und in Swinemünde abgeworfen.

Quatsch, die schreiben wieder mal ganz großen Blöd­sinn. Der wurde nicht auf einer Müllkippe in Swine­münde, sondern auf einer wilden Schrottablage auf Wolin gefunden. Was der Taxifahrer da zu suchen hatte, kann man ja auch mal fragen. Der westliche Teil von Wolin gehört aber auch noch zur Stadt Swinemünde. Und wo er ermordet wurde, steht ja auch nicht fest. Der war hier in Ahlbeck bekannt wie ein bunter Hund, immer nett und zuvorkommend, aber eben auch ein schillernder Typ.

Türsteherszene ist doch Mafia. Da kommt eh nichts raus.

Die Türsteherszene in Greifswald sind die Bandidos, Und wenn die rauskriegen, was da gelaufen ist, überfallen die Polen.

Das bezweifel ich nicht. Der Führer ist ja in Misdroy im Wachsfiguren­kabinett und harrt noch seiner Befreiung.

Halten wir fest, daß es genauso wie bei den Uwes gelaufen ist. Aus den vom Fatalist für das weltweite Internet freigegebenen Akten kann nur eines sicher geschlossen werden. Böhnhardt und Mundlos sollten in Stregda einer Feuerbestattung zugeführt werden, die durch den helden­haften Einsatz der Kameraden, also der der Feuerwehr, verhindert wurde, so daß kurz darauf der zuständige Polizeidirektor höchstselbst am Brand­ort aufschlug, um durch ebenso heldenhaften Einsatz eine kriminalpo­li­zei­liche Mordermittlung zu unterbinden. Wo der Doppelmord stattfand und bei welchen Job, das wissen nur ganz wenige.

Der parteilose Bürgermeister erzählt natürlich auch Schrott. Der Ahl­becker im Zelt mit den Sandfiguren hat es korrekt wiedergegeben. Fast niemand kannte den Dag Schmidt als Türsteher, sondern wenn, dann nur als schrägen, aber netten Typen aus Ahlbeck.

Im übrigen interessierte der Fall auf Usedom nur einen ganz kleinen Personenkreis. Auf der Insel war es so ruhig wie immer. Auch hier ist das Gaul Relotius mit dem forschen Dichterdrang abseits des faktischen Parcours durchgegangen. Seitens der dpa werden die Märchen kundenorientiert serviert.

Wieder einmal konnte man der Presse live beim Lügen zuschauen.

[update 19:00 Uhr]

Laut Text des Nordkuriers könne es sich eventuell möglicherweise wahrscheinlich so ungefähr auch um Tod nach Sexspielen in Verbindung mit der Verabreichung leistungsfördernder Substanzen gehandelt haben.
...mit der Befragung einer Zeugin, die den verstorbenen 59-Jährigen kannte. Die Frau habe ausgesagt, in seinen letzten Lebensstunden Kontakt mit dem Türsteher gehabt zu haben, erklärte ein Sprecher. Auch zu den Todesumständen habe sie sich geäußert.

Die Aussagen der Frau ließen nicht auf ein vorsätzliches Verbrechen schließen, erklärte der Staatsanwaltschafts-Sprecher. Sie deuteten vielmehr darauf hin, dass es „mehr in Richtung Fahrlässigkeit” gehe.
[update 18.05.2019, 08:30 Uhr]

Oberstaatsanwalt Sascha Ott
Nach seinen Worten verfüge die deutsche Seite noch über keine Ergebnisse der gerichtsmedizinischen Untersuchung. Ebenso würden die Ergebnisse der toxikologischen Untersuchung noch nicht bekannt sein. „Auf beides warten wir mit großer Spannung“, sagte Ott.

Besonders das toxikologische Gutachten soll Aufschluss darüber geben, ob der Mann vor seinem Tod unbekannte Flüssigkeiten oder Substanzen zu sich genommen hat. Denkbar wäre laut Staatsanwaltschaft aber auch, dass der Tod des bekannten Türstehers natürliche Ursachen hat bzw. unbekannte Erkrankungen der Auslöser waren.