4. Oktober 2019

Madel will wie ein Knäblein sing



Das Thema hatte ich jüngst mit der Gesangslehrerin durch. An ihrer Pfor­te hing ein Werbeplakat, auf dem vier Damen des stimmlichen Gewerbes zum Vortrag ihrer Sangeskunst ins Kirchhaus einluden.Ich meinte, ich fühle mich dadurch sexuell benachteiligt und wolle mich in das Gesangs­ensemble einklagen, um die Performance mit meinem Timbre zu verwohl­feilern.

Ausnahmsweise pflichte sie einem feministischen Krawallweib mal bei, wenn auch ganz anderen Gründen, die in den Medien keine Rolle spielen. Die seien hier also genannt. Vorher ein Wort zu Herrn Danisch, der dem Problem zwei Artikel spendierte. Der erste war grottig bis sehr schlecht. Im zweiten hat er durch die fachlich nicht zu beanstandenden Zuschriften den Mist aus dem ersten geradegerückt. Da sind nur die zitierten Aussa­gen der Chorleiter und Gesangslehrer wichtig. Danisch kann man unter den Tisch fallen lassen.

Es gibt drei miteinander verwobene Problemfelder, die bisher außen vor sind.

1. Mit den Knabenchören wird ein klerikal-feudalistisches Menschenbild und dessen Ästhetik rechtlich zementiert, das überhaupt nicht mehr in unsere eigentlich aufgeklärte Zeit paßt.


Knabennachschub in Gefahr, wenn Fördergelder auf das nötige Mindestmaß eingeschmolzen werden.

2. Damit hängt zusammen, daß somit auch der Nährboden für das Biotop des Knabenmißbrauchs gedüngt wird. Der Klerus weiß, was er sich seit Jahrhunderten schuldig, was sein sexueller Zehnten ist.

3. Die Knabenchöre werden mit Fördergeldern nur so zugeschüttet, was eine grundsolide und knallharte Ausbildung zur Folge hat, die somit woanders nicht mehr geleistet werden kann. Im Grunde klingen Knaben­chöre scheiße (das Wort habe ich hier eingesetzt). Am besten klingen immer noch gemischte Chöre, die alle Stimmlagen abbilden und wo die Protagonisten solide ausgebildet sind.

Mit diesen Urteilen (Berliner Sängerknaben und Thomaner) wird dieses erzreaktionäre Menschenbild nebst verkorkster Ästhetik auf Jahre hinaus dicht gemacht und Fördergelder für andere Gesangsensmbles beschnitten, da auf Knaben kanalisiert.

Wir kamen dann noch auf Countertenöre zu sprechen, die einfach nur gruselig klingen und eine klangliche Zumutung sind, weil die Gefahr für Hörkrebs sehr hoch ist. Das sind im besten aller Fälle C-Sänger, wenn die drei Frauen, die die Partie eigentlich zigmal besser singen, krank sind, auf Mutterurlaub oder auf der Kennzeichenstelle hängen geblieben sind, weil die den Rückstau bei den Nummernschildern nicht beherrschen.

Meine Bemerkung, eines der größten Chorverbrechen an der Menschheit sei die Trällerei am Ende der 9. Sinfonie von Beethoven, erst der unaus­stehliche Sprechgesang von vier Möchtegernstars und dann das musika­lisch verkorkste Gedicht von Schiller, hat sie wie eine Weltklassefechterin galant pariert und mich an der Seite vorbei laufen lassen. Egal. Jedenfalls meinte ich, ich denke drüber nach und schreib dazu mal was ins Internet.

Merkel als denkendes Elend, das ist gut vorstellbar.
Denken ähnlich wie zu DDR-Zeiten könnte ins Elend führen.
Ja, und warum denkt sie dann so?

Gestern war wieder kein Sonnenuntergang. Das nervt.

(update 16:25 Uhr)

Foto "Knabe in Gefahr" hinzugefügt.