25. November 2019

Die Toten Hosen: Alles jetzt in Chrom

Die Toten Hosen hatten kürzlich das Album Alles ohne Strom ver­öf­fent­licht, das ich erst in Form einer Bluray gekauft habe, da die mehr Liedgut im Gospelformat enthält als die CD, und im Gegensatz zur DVD auch PCM-Tonspuren. Es handelt sich um die logische Fortsetzung ihrer beiden Unplugged-Konzerte Anfang September 2005 im Wiener Burgtheater.

Die Meßlatte für a capella Gesang und akustische Instrumente lag bei mir sehr hoch, denn das 2005er Ereignis muß man erst mal toppen. Nach ge­nußvollem Abhören der 141 Minuten Bluray kann ich Entwarnung geben. Die Bluray (oder DVD) kann man bedenkenlos kaufen. Erstens gibt es 10 Lieder mehr als auf CD, zweitens Surround, der sehr klug abgemischt ist, und drittens klingt die Scheibe an manchen Stellen wie Roger Waters. Alle nochmal ins Studio zum Nachsingen, damit wir eine ordentliche Gesangs­spur auf das Kaufprodukt mischen können.

Ina Müller zu Campino: Man sieht, wie du dich einsingst. Du singst dich so scheiße ein.

Bis zu diesem Punkt war alles kein Problem. Problematisch war, die 141 Minuten Tonspur der Bluray (oder DVD) zu verchromen und damit deut­lich tiefer zu legen. Das geht jetzt ab wie eine Sojus-Rakete.

Dazu zuppelt man zweckmäßigerweise die Stereospur auf die Platte. Nun geht es darum, sämtliche Redundanz aus dem reichhaltigen Liedgut zu entfernen, also jene endlos langen Überbrückungen von Campino, die dem Musikgenuß nicht förderlich sind, das Konzert auch nicht voran­treiben. Der Produzent hat sich selber schon alle Mühe gegeben, schicke Kreuzzblenden zu setzen, um einen reibungslosen Fluß des Tons zu suggerieren. Genau das war die Friemelarbeit. Campinos Reden an das deutsche Volk rausschneiden und anschließend wieder so kreuzblenden, daß es nicht auffällt.

Das rein für mein Privatvergnügen entstandene Produkt ist außeror­dent­lich zufriedenstellend. Nun sind es nur noch 151 Minuten. Satte 30 Minu­ten wurden mit der Zensurschere weggeschnippelt. Jetzt kann ich die Scheibe auch durchhören.



Für die Rätselfreunde unter den Lesern dieses Posts gibt es noch ein Schmankerl. Frau Müller erwähnte, daß sich Gregor Gysi und Campino ja schon kennen. Da war einmal die Reihe Greogor Gysi im Gespräch im Deutschen Theater.

Wann und wo sind sich Gysi und Campino zum ersten Mal begegnet? Und wer war dabei? Jaja, liebe Freunde. Manchmal weiß das Internet nicht alles.