5. Dezember 2019

der spanische Hund

Ich schlendere gerade mit zwei Schmuggelbeuteln Nachschub aus meinem Lebensmittellager gen Bau, steht da eine Nachbarin und eine Dame aus dem Nachbaraufgang schwätzend rum. Vor jener aus dem Nachbarauf­gang sitzt ein elendes kleines Wurm und zittert sich Angst und Arschkälte aus dem Leib, obwohl er mit einem dicken Pelz gekleidet war.

Habe ich gefragt, warum der so eine Angst vor mir hat, ich beiße doch gar nicht. Stellt sich raus, daß der erst seit 14 Tagen hier im Lande ist, aus Spa­nien kommt, 8 Jahre in einem Weinkeller Ungeziefertiere jagen mußte, vor zwei Jahren befreit, bis heute mühsam aufgepeppelt und nach Berlin vermittelt wurde. Dem ist also wirklich kalt, Spanien ist wärmer. Und er hat Angst wie drei Jagdhunde vor Kampfkanichen, denn es han­delte sich um einen solchen, allerdings in einer Straßenmischung.

Ich konnte ihn unter der Schnauze streicheln, er ließe es auch geschehen, aber sobald die Hand auf Höhe Unterkiefer war, die Schädeldecke anvi­sierend, ging nichts mehr. Er zog sich auf ausgerollte Leinenlänge zurück und zitterte wieder um sein jämmerliches Leben. Über Kopf auf einen Hund zugehen, geht ja eh nicht, aber wenn es ein Hund irgendwann ge­wohnt ist und mit Kopfkraulen belohnt wird, dann ist das in Ordnung. Das finden Hunde schick.

Naja, der ist jetzt 10, hat vielleicht noch 5 schöne Jahre. Das wird dauern, bis der merkt, daß er hier gut und sicher lebt und ihm niemand etwas tut.