11. August 2020

Was ist in Polen noch zu holen?



Das Corona-Virus. Trifft man zur falschen Zeit am richtigen Ort auf jemanden, der u.a. auch eine Virenschleuder ist, dann holt man sich das Virus. Denn da wo es Virenträger gibt, gibt es auch die Wahrscheinlichkeit, auf einen solchen zu treffen. Ich kann also nur dafür Sorge tragen, diese Wahrscheinlichkeit gegen Null zu drücken. Aber, das ist eben das Vertrackte, auch dann kann das Ereignis eintreffen. Es gibt ja auch Hauptgewinner im Lotto. Das ist genau das Gleiche. Wahrscheinlichkeit fast Null, aber gegeben. Und schon schnappt sich einem anderer die ganze Kohle, dem sie gar nicht zusteht.

Was man sich weitaus wahrscheinlicher holen kann, ist eines der ca. 49135 in freier Wildbahn rumschwirerenden Rhinoviren. Wenn es dann über 30 Grad sind, geht man nur noch zum Essen und Sonnenuntergang.

Am Strand halte ich das für fraglich, obwohl ich da nicht zum Ablagern des Körpers hingehe. Hier wedelt immer etwas Wind. Und sobald die Wellenkronen die Höhe von 25,7 Zentimeter überschreiten, sagen wir mal drei Stück je Ar, dann wird die gelbe Flagge aufgezogen. Dann ist auch niemand mehr im Wasser, außer ich und zwei andere, aber kaum jemand in der schwimmfähigen Zone, denn die ist wenigstens 50 Meter hinaus auf der offenen See. Neulich war mal etwas heftigerer Wellengang, der mich nicht beunruhigte, aber da waren auf 2 km einsehbarer Strand höchstens noch zwei andere im Wasser. Am bewachten Strand war die rote Flagge aufgezogen. Keine Ahnung warum, aber die Rettungsschwimmer hier vor Ort tragen ja die Verantwortung. Ich war da weit draußen im Meer, um die 5 Dutzend Meter. Was zu der Frage führt, die meine Beobachtungen ergaben. Kann es sein, daß die Polen noch weitaus weniger schwimmfähig sind als die Deutschen und deswegen nur bis zum Bauchnabel ins Wasser gehen?

Gefühlt sind nämlich 1 Million Urlauber vor Ort, davon 923.417 am Strand, demzufolge in ihren umhegten Strandburgen abgepackt wie Sardinen. Die wollen nur sonnen.

Die gibt es satt, ohne Ende bis zum Abwinken bis kurz vor 21 Uhr. Jetzt waren ein paar Tage lang echt langweilige Sonnenuntergänge, da der Himmel wolkenfrei war. Das ergibt demzufolge auch fotografisch langweilige Bilder. Es wird schon noch, das Drama pur auf die Speicherkarte zu schaufeln.

Die Sehenswürdigkeiten sind längst alle abgeklappert und abgelichtet. Eintrittsgelder hier in der Gegend liegen deutlich über jenen von Swinemünde. Doch wenn es wie gleich zu Beginn Regentage zu überbrücken gilt, dann geht man in die Attraktionen rein. Nur daß alle anderen auch dieser Denke nachhängen. Das hat bei mir zum Abbruch geführt. Der zweite Versuch anderntags klappte dann besser, da war ich unter denen, die moderates Warteschlangentraining absolvierten.

Am schwierigsten ist die Suche nach einem richtig guten Kaffee, so wie ich ihn zu Hause rumstehen habe, liebevoll mit Hand geröstet und mit der Aeropress rausgedrückt. Erstaunlicherweise schnitt bisher das Hotel am besten ab, zumal die vom Eis her unschlagbar waren. Zum Frühstück gibt es ja zu meinem Leidwesen nur diese Nescafébrühe aus dem Automaten, die weltweit gleichschlecht schmeckt.

Vor allem aber geht es trotz der Millionen Gäste außerordentlich entspannt und ruhig zu, wenn ich von dem Straßencafe abstrahiere, das mir jeden Abend nach Rückkehr vom Sonnenuntergang die Hits von den Roten Gitarren, Halina Frackowiak, Maryla Rodowicz usw. in Billigimitation präsentiert. Und da es eine ältere leicht adipöse Dame ist, die das Lied ins Mikro bläst, kommt "Anna Maria" in noch dramatischeren Herzschmerztönen rüber als es die Czerwone Gitary je vermochten. Das ist Zwangsbeschallung wie der Ruf des Muezzin aus klapprigen Billigtönern zehn Meter über der Stadt. Gottlob ist diese Woche Ruhe. Sie haben sich eine anderer Spielstätte gesucht. Das ist sehr angenehm.

Nichts zu holen ist in Polen mt dem WLAN. Das hat die Qualität wie abseits einer Oase in der Sahara.