Der alte Sattel war zerschließen. Das Kunstleder löste sich auf. Außerdem war er für längere Tortouren jenseits der 30 Kilomter doch eher überhaupt nur sehr schlecht bis gar nicht geeigent. Ich brauch was eher kutschbockartiges.
Also hatte ich mir kürzlich zwei neue Sättel besorgt. Sattel ist ein heikles Thema. Irgendwo auf der welt gibt es einen, auf den ich paßgenau raufpasse. Den zu finden, das ist das Problem. Also orderte ich einen aus England, nein, keinen Brooks, einen sportlichen mit Foamdingszeugs drin. Die Sitzhaltung auf dem Rad ist schon eine andere und ich fahre auch sportlicher mit dem. Aber nur, wenn ich auch eine passende und gepolsterte Radlerhose anhabe. Da mußte ich intzzwischen zwei aus Altbeständen wegschmeißen. Die waren früher beim Lidl erstanden und erfüllen mitnichten die anforderungen an bequemes radeln. Eine Woche später dealte der Netto mit Sitzkloben im Kilogrammbereich. Da habe ich den oben im Foto (Trekkingsattel) genommen.
Nun stellte sich als zweites Übel heraus, daß die Patenthalterung an der Federsattelstütze irgendwie ausgeleiert war. Beide neuen Sättel veränderten je nach Schwerpunkt des Köprers die Sattelneigung. Das ist richtig übel.
Somit war die Entscheidung klar. Da ich der Gesangslehrerin eine schöne Empfehlung für ihr frisch erstandenes E-Bike gab und ihr von einer sauteuren by.Schulz abrieht, die sie fast schon in den Warenkorb gelegt hatte, stattdessen die Suntour SP12 anpries, die genau das gleiche kann wie alle anderen auch, nur für weniger Geld, muß ich auch dazu stehen. Die Geldersparnis hat mir schon mal viel Lob eingebracht. Ihr E-Bike ist toll, damit ist sie bei ihrer ersten Tour 70 km am Mauerweg einem Leistungssportler hinterhergehechelt, der auf seinem Rennrad das Tempo vorgab und ab und zu wartete. Aber es war eine riesengroßer Spaß, sagte sie.
Eben. Mit dem elektrischen Rad die Landschaft abradeln, das ist einfach nur Spaß pur. Meistens.
Ergo trudelte auch bei mir die Parallelogrammkonstruktion ein. Erst mal habe ich den 10-Euro-Sitz aus Billigheim raufgemacht. Die Rasterung für die Sattelneigung ist etwas grob. Für mich reicht das aber. Damit fährt es sich außerordentlich komfortabel, was die Schläge ins Steißbein und fortsetzend aufwärts betrifft, sensationell und drei Klassen besser als meine alte Kolbenfeder. Kein Wunder, denn die Kraftvektoren (Kräfteparallelogramm) sind wegen der Konstruktion optimal geeignet, die senkrechten Stöße aus dem Untergrund in die schiefe Ebene des Sattelrohrs umzuleiten. Das können Standardfederstützen um Längen nicht.
Kennern der Problematik fällt natürlich auf, daß der Sattel oben im Bild selber auch nochmal gefedert ist. Der hat Elastomere als Federn. Wie gut das geeignet ist, eine unbeschwerte Tour durchzuziehen, teste ich demnächst, denn der kommt auf die originale ungefederte Sattelstütze drauf, bei der ein selbständiges Verstellen der Sattelneigung ausgeschlossen ist. Da waren übrigens auch die Maße für das Rohr eingeschlagen, 30,9/350, falls jemand auch in die Sphären butterweichen Radelns wechseln will. Deswegen heißt das Teil auch SP17, nicht SP12, ist aber eine SP12, sieht nicht nur so aus.
Nun ist der englische Hightech-Sattel auf der Federstütze und wird demnächst einem Test unterzogen. Irgendwann will ich von Marzahn aus eine Umrundung des Müggelsees durchziehen. Je nach Fahrstrecke können das bis zu 60 Kilometer werden. Das ist gut doppelt so lang wie meine gewöhnlichen Ausfahrten.