23. Oktober 2021

das Krankenhaus am Rande der Stadt: Haß

Ich nehme mal an, im Fernseher wird ein anderes Bild der Krankenhaus­idylle gezeichnet und Haß ausgeblendet oder in Soapform dargestellt.

Sicher, es gibt auch zufriedene Mitarbeiter, die froh über Corona sind, weil man endlich Dienst nach Vorschrift machen kann, statt sich den Körper zuschunde zu ackern. Nehmen wir den Bettenschieber. Er schiebt den ganzen tag lang Patienten durch das weitläufige Gemäuer. Das ist sein Joob, für anderes ist er nicht zuständig. Er ist es zufrieden mit der Aufgabe. Die ist übersichtlich, er ist ohne jede Verantowrtung für die Jobplanung, harrt des Anrufs, welche Patient von welcher Station wo hingebracht werden soll. Fertig.

Man hört aber auch die Flüche, Streitgespräche und Zurechtweisungen des handelnden Personals. Diese Mono- oder Dialoge kommen im Fernseher nicht vor. Die zwischen den Patienten auch nicht.

Angenommen, in einem Vierbettzimmer ist ein Stellplatz frei. Das geht nicht, denn der verdient kein Geld. Dann wird einfach ein Patient reinge­schoben. Wenn man denn vom Abendspaziergang heim kommt und der Stellpapltz auf einmal wieder frei ist, fragt man wundernd an, was passiert ist. Der gute Mann fühlte sich durch die drei anderen Bewohner aggressiv angegangen, weil die unentwegt Gespräche führten. Er möchte seine unbedingte Ruhe haben, und wenn es die Besenkammer sei. So wurde es die Besenkammer*.

Das wundert nicht, denn bei nach dem Zufallsprinzip zusammengewürfel­ten Haufen bekommt man den Haß kostenfrei dazu. Ob Armee, Polizei, Feuerwehr, temporäre Arbeitskollektive, Ampelkoalitionen oder aber Lebensbeobachter, die das gesellschaftliche Geschehen mit ihrem Wide­widewitt-Bild von der Welt abgleichen, immer ist Haß inkludiert. Es muß passieren, wenn eine Gruppe nicht nach bestimmten Auswahlkriterien zusammengestellt wird. Und selbst da wo, kann das überhand nehmen, wie in einer Fußballmannschaft, wo der eine dem andern den strammen linken Fuß neidet.
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* Das ist nicht mit der Tatsache zu verwechseln, daß bei sehr hohem Aufkommen eine Anlieferung nachts um drei schon mal ein paar Stunden auf dem Flur rumstehen muß, weil kein Zimmer frei ist.