12. November 2021

über die Sexualmoral beim Spiegel

MonaLisa Twins: I'm Looking Through You (The Beatles Cover)
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Jan Fleischhauer

„Wollen wir ficken?“: Der „Spiegel“ kommt um eine Aufarbeitung seiner Firmenkultur nicht mehr herum

Mathias Döpfner, der Vorstandsvorsitzende des Springer-Konzerns, sammelt weibliche Akte. Über die Jahre hat er eine Auswahl an Bildern nackter Frauen zusammengetragen, die ihresgleichen sucht. Ich habe die Sammlung nie in Augenschein genommen, aber dem Vernehmen nach befinden sich in ihr auch einige explizite Darstellungen des weiblichen Geschlechtsorgans. Ein Besucher berichtete mir von einer Party im Hause des Verlegers, bei der ein Blick auf die Bilder bei einer Reihe älterer Damen deutliches Erröten hervorgerufen habe.

Ziemt sich eine solche Sammlung für den Vorsitzenden eines der größten Medienkonzerne der Welt? Das ist eine ernste, auch ernst gemeinte Frage. Man kann ihr nach diesen Tagen, in denen die Standards der Sexualmoral im Mediengewerbe neu justiert werden, nicht mehr ausweichen.
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Ich will Reichelt nicht verteidigen. Damit käme ich ohnehin zu spät. Wie man hört, sind die Emissäre aus der Springer-Zentrale mit Geldkoffern unterwegs, um einen Rechtsstreit abzuwenden.

Treue „Spiegel“-Leser werden sich die Augen reiben, wenn ab kommenden Samstag das Impressum um den Namen Rudolf Augstein bereinigt ist, aber daran führt jetzt wohl kein Weg mehr vorbei. Ein Mann, der zum Vorstellungsgespräch im Bademantel empfing? Der die Bewerberin fragte, ob sie nicht auch ficken wolle, ficken mit langem i gesprochen? Außerdem war Augstein nach den heutigen Maßstäben ein schlimmer Nationalist. Das allein müsste reichen, den Namen des Herausgebers aus der ersten Zeile des Impressums zu tilgen.

Zu Augsteins Verteidigung muss man sagen: Wenn die Bewerberin ablehnte, machte er den Bademantel wieder zu. Aber, bitt’ schön, wir haben schon aus geringerem Anlass Statuen geköpft, Universitäten umbenannt und Seminare gesprengt: Und da soll sich ein fortschrittlich gesinntes Magazin wie der „Spiegel“ nicht von einem Herausgeber trennen können, der für alles steht, was man heute verachtet? Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.

Das war die gefühlt 187. Runde im Kampf Fleischhauer vs. Spiegel.

Der Wachtturm

Der Axel-Springer-Verlag plant strengere Regeln für sexuelle Beziehungen unter Angestellten. Das sagte der Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner im Gespräch mit der »Financial Times«. Demnach müssten Verbindungen zwischen Managern oder Managerinnen und ihren Mitarbeitenden künftig intern offengelegt werden. Ein generelles Verbot solcher Beziehungen soll es aber nicht geben.
Es geht den Döpfner, die Friede Springer oder deren Anwälte einen Scheißdreck an, wer wen im Unternehmen fickt, solange sie selber das ganze Volk ficken.