26. März 2022

kalter Frieden

An der polnischen Ostsee ist der Frieden so gut wie tot. Friedhofsruhe. Ein paar Leute, ein paar Autos, ein paar Armee-LKW, die Lafetten ohne Schießgerät durch die Gegend fahren, auf denen alles zwischen Gulaschkanone und Granatwerfer montiert werden könnte. Oder der Caddy eines Bandera-Pickups.

Es ist arschkalt, zumindest bis Mittag, denn dann ist der Teil es Strandes etwas wärmer, der Sonne abbekam und von dieser Spende zurückgibt. Das macht die Anzieherei am Tage zum Bäumchen-wechsel-dich-Spiel. Vormittags Merino, nach dem Mittagessen nackt (Sauna), zu Kaffee und lecker angerichtetem Kuchen legerer Freizeitlook und am Abend wieder Merino, wegen des Sonenuntergangs, der vom Balkon nicht eingesehen werden kann, auch wenn die Richtung stimmt. Davor steht die Kieferndüne (eigtl. Mischwald).

Das mit den Buhnen stinkt mir ein bißchen, da deren Umschiffung immer über diesen Puderzuckersand geht, oder durch Hürdenlauferei, was beides elendig Saft kostet. Es gibt 1 km im Rücken (Osten) den ungebuhnten Teil, an dem ich den perfekten Strandläufer geben kann. Da geht dann auch Strecke machen.

Einzig die antigrünen Partisanen vor Ort stören die immer noch winterliche Idylle, indem sie zur Abwehr der grünen Horden ihre Kamin- und Pelletheizbomben zünden, auf daß der Gestank der Explosion meilenweit getragen wird. Bei wenig Wind ist es schwierig, dem Kriegsgebiet zu entfleuchen.

Wie ich sowieso ein begnadeter Urlauber bin. Das hätte ich mit 18 wissen müssen, dann hätte ich mich zum Berufsurlauber ausbilden lassen und hätte im Job jeden Tag mein Bestes gegeben.

Aber es gibt ja noch Sauna und Whirlpool.

Die Tristesse des kalten Friedens, der am Vormittag lauschige 6 Grad beschert, wird nur vom ewig gleichen Sonnenuntergang überboten. Kennste einen, kennste alle. Tag für Tag wolkenfrei, orangerot und fast immer an der gleichen Stelle. Jeder Maler, der nicht fertig wurde, täte sich freuen, daß er die Szene anderntags genauso vorfindet, wie er sie am Vorabend verlassen hatte.