Ich hatte ja vor, (oder versprochen?), noch ein paar Worte über den mongolischen Buddhismus am Beispiel des härtesten Kommissars der Steppe, Yeruldelgger, zu verlieren.
Der Mordermittler aus Ulan Bator ist auch bekennender Buddhist, was er hin und wieder vernachlässigt, im Rahmen der 630 Seiten des Romans allerdings manchmal ausleben darf. Insofern gelten meine Bemerkungen zum mongolischen Buddhismus ausschließlich und nur in disem eng gesteckten Rahmen.
Als die Mongolei noch vorfeudal war, also viel früher, gab es um die 500 buddhistische Kloster. Deren Blütezeit geht bis auf Dschingis Khna zurück. Einige Wochen später wurde die Mongolei sozialistisch und der Nomande die Zukunft der Menschheit. Klöster wurden nicht mehr gebraucht. Insofern war es nur konsequent, daß alle bis auf fünf geschlossen wurden.
Das sechste Kloster
Es gab allerdings noch ein geheimes sechstes Kloster, in dem nur die Besten der Besten dem buddhistischen Leben frönen durften, was vornehmlich in der Ausübung von Übungen zur Selbstdisziplinierung und Findung der inneren Ruhe bestand. Damit dieser Weg zum eigenen Ruhepol nicht von Außerirdischen gestört wird, wurden nebenbei auch einige Exerzitien in Yoga, im speziellen Kampfjoga, absolviert, unter deren Zuhilfename der Yogist ruckzuck wieder im Ruhezustand ist, weil der Störer sich ebenfalls dieser Lebensäußerung betätigt, allerdings da schon mause- oder scheintot.
Yeruldelgger nun hatte diese Yogatechniken in Polizeidiensten lange Zeit geschmäht. Als er den Fall mit den Nutten und den Hodensäcken von Chinesen im Maul aufklären wollte, führte ihn sein Weg natürlich zum Paten der Mongolei (siehe oben), der sein Schwiegervater war und ihm Frau und Kind genommen hatte. Yerulddelgger hatte guten Grund, diesem Mann eine buddhistische Lektion zu erteilen, fühlte sich im besten aller Augenblicke geistig dazu nicht in der Lage. Also machte er sich vom Acker, hatte auch reichlich Vorsprung, ehe ihm die Fatwa der Steppe in Form von gut bewaffneten Quad-Fahrern nacheilte. Erdenbat wollte seinen Schwiegersohn nie wieder lebend sehen.
Es ist eine der gelungensten Beschreibungen im Roman, in der die Yogakünste in einer dunklen und unwegsamen Schlucht ausführlich behandelt werden. Yeruldelgger überlebt, weil der Dshin, der schwarze Mann, über ihn wachte, die ganze Zeit an seiner Seite war, da sich die Probleme des Kommissars bis in die geheimen Gemäuer des sechsten Klosters hineingeschwiegen hatten. Yerulddelgger war einst einer der wenigen Eliteschüler dieser Einrichtung. Auch seinem Lehrmeister war klar, daß sein Absolvent all die Regeln, Yoga-Haltungen usw. im Laufe des stressigen Polizeilebens vernachlässigt hatte. Ergo machte er sich selbst auf den Weg, den renitenten Polizisten aufzusammeln und ihm innerhalb der Klostermauern aus dem buch der Leviten vorzulesen, bsi der kapiert hat, was Sache ist.
In der Schlucht, nach der Flucht, ergab sich diese Gelegenheit, nachdem alle feindlichen Kräfte niedergemetzelt waren. Der Lehrmeister nahm seinen Schüler wieder unter seine Fittiche und sperrte ihn 10 Tage lang ein, damit er sich des früher gelernten Stoffes erinnere. So kam es eben u.a. auch dazu, daß er am Ende des Kurzlkehrgangs in Kampfyoga die Methode der Aussageerschleichung wieder auf der Rille hatte. Man werfe einen enthäuteten Nazi, der Hautlappen lag als rechtsmedizinischer Beweis in den Akten, in einen drei Meter tiefen Quader und genügend Giftschlangen hinterher. Der Rest ergibt sich dann folgerichtig.
Man lernt auch, wie man sich der Pistole eines Kollegen bemächtigt, um daraus ein Projektil zu gewinnen, das man wiederum in den Schädel des früheren Kriminalleiters von Ulan Bator reinfummelt, nachdem man das Projektil der eigenen Pistole mit einer langen Pinzette herausgepolkt hat. Die Obduktion der Leiche überläßt man dann einer Freundin, mit der Bemerkung, man werde im Schädel ein Projektil aus der Pistole des Verbrechers finden, den ich hier am Schlafittchen halte, der üblen Person, die unseren über alles geliebten Polizeichef auf dem Unrechtsgewissen hat. Die Freundin wiederum hält ihren buddhistischen Schnabel, obwohl sie merkte, daß Projektil und aufgefunde Schußwunde nicht so im Einklang stehen, wie einem Berufserfahrung und rechtsmedizinisches Lehrbuch sagen.
Wer bis heute keine Ahnung vom in der Mongolei praktizierten Buddhismus in den Grenzen der Seite 1 bis 630 hatte, jetzt hat er alle nötigen Kenntnisse.