5. Mai 2022

der beste Snooker-Artikel deutscher Zunge

Es ist in den letzten zehn Jahren nicht häufig passiert, daß ich auf den Hamburger Stürmer verlinkt habe, auch wenn ich ihn zitierte.

Daß es ausgerechnet dieses Schmierblatt ist und dann noch eine Frau, die eine in jedem Wort stimmige Eloge auf Ronnie O'Sullivan schrieb, das alles dann auch in einem fluffigen Text, es zeigt, daß man kann, wenn man darf und will, und alles zusammen auch noch besser als Rolf Kalb. Das hat was exquisites.

Minutenlang lagen sich die beiden in den Armen, die Kameras zeigten den Rücken O’Sullivans, und die Arme Trumps, wie er kräftig zupackte – und dem Sieger Worte ins Ohr sprach, die nur für jenen Mann bestimmt waren, den er später den »besten Spieler aller Zeiten« nannte: »Er wird immer besser und besser. Seine Entschlossenheit und seine Hingabe sind deutlich zu sehen. Er war mit Abstand der beste Spieler des Turniers.«

Dieses Lob geht an Sabrina Knoll, die sich als Freiberufliche mit dem Thema beschäftigte.

Bei der WM 2022 kam der Grinch des Snooker nur einmal durch ...

Naja, ein zweites Mal schon, als er sich für die Anpöbelei durch Marteel rächte und ihn vor sich auf die Knie gehen ließ, um ihm zu zeigen, wer das Sagen am Tisch hat.

Im ersten Frame der dritten Session kommt es direkt wieder zu einer bizarren Szene zwischen Schiedsrichter Olivier Marteel und Superstar Ronnie O'Sullivan. Nach einem Foul des sechsmaligen Weltmeisters wird der Spielball zurückgelegt. Der Belgier würde sich die Position gerne anschauen, doch der Queue von "The Rocket" ist im Weg. Irritiert fragt Marteel zweimal: "Kann ich es prüfen?"

Da gibt es einen kleinen Einwand. Ein Schiedsrichter schaut sich die Lage der Bälle genau an, ein Spieler weiß hingegen millimetergenau, wie der Ball wirklich lag. Und genau das hatte Ronnie O'Sullivan in der Szene angezeigt, wo der Ball hingehört. Und Marteel kniete vor ihm nieder.

Im übrigen findet man dutzende solcher Szenen, wo Ronnie und Kollegen das machen, das Queue auf die Bande legen und auf die Position hinweisen. Im Zusammenhang mit der weaken Leistung des Schiedsrichters allerdings ein Hinweis mit Geschmäckle.

Rache ist immer gut. Auch in so einem Fall will das Ego befriedigt sein. Ronnie O'Sullivan ist eine Person mit einem außerordentlich stark ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn. Er ist Prolet und bleibt es auch. Ein guter Prolet, den man sich zum Vorbild nehmen sollte.

Nur beiläufig sei erwähnt, daß ich natürlich Recht behalten habe. Es war ein Traumfinale nur insofern, was die Ansetzung betraf, ein Traum, weil O'Sullivan es gewann, und nur in der dritten Session sowas wie eine packendes Traumfinale, denn da hat Trump nochmal Gas gegeben, was The Rocket veranlaßte, für den Abend den richtigen Treibstoff nachzutanken und selber noch mal abzugehen wie eine Rakete.