8. Juni 2022

der alte Mann und das Meer

Symbolfoto für alles typisch Deutsche

Ich gehe mal ganz stark davon aus, da ich es in Zeiten, in denen ich Zeit hatte, nicht las, in Zeiten, wo ich sie nicht hatte, nicht lesen wollte, mir der Bursche, der sich solche Titel ausdenkt, suspekt ist, kurzum, tendiere ich nach einem, zwei oder sogar drei längeren Spaziergängen am Meer dazuvl, daß das Beste am Werk noch der Titel ist, denn auf Usedom kann man derzeit viele alte Männer am Meer sehen.

Ich habe heute eine Durchsage gehört, bei Fisch-Paule gibt es morgen geräucherte Flunder, aber nun ist es zu spät, sich in die Listen einzuschreiben. Für zwei ist kein Platz mehr. Sagte einer der alten Männer zu seinen Fischerkollegen, die alle schon länger hier leben.

Es fischt mich nicht an, oder heißt es ficht?, da ich die erste großzügige Runde Wassertreten hinter mir habe. Für Baden ist mein Schniedel zu klein, so kalt ist das Wasser noch, nehem ich die gefühlte Temperatur an der Großzehe. So sieht man auch nur die ganz Mutigen.

Die ersten Punks sind auch schon vor Ort, auf Sylt für Arme. Der staunte nicht schlecht, als ich mit meinen Zehenschuhen den Sand am Strand durchpflügte, so wie andee auch entgeistert auf dieses Teufelswerk der Fortbewegung starrten. Andere wiederum drängeln mir ein Gespräch darüber auf, so skurril finden sie das Schuhwerk.

Schlußendlich machte ich hier schon gleich am ersten Tag das, was ich oft machen muß, den kostenlosen Berufsfotografen an der Seebrücke geben. Die Dame sagte danach, sie habe mich deswegen angesprochen, weil ich so einen schicken Apparat anbei habe und sehr professionel aussehe, wenn ich damit fotografiere. Die zeiten ändern sich eben doch nicht. Alles wie gehabt.

Sogar der tiefste Frieden, den man sich auf der deutschen Erdscheibe von Führer Olafs Gnaden vorstellen darf, kann und muß, selbst dieser Frieden ist hier zu finden, rund um die Uhr, die Kampfradler auf dem Teilstück des Europaradwegs zwischen der Mündung der Swine und Bansin mal ausgenommen. Die kampfradeln wie eh und jeh, als ob sie im Krieg sind.

Das kann ich zur Not auch. Mir entfleuchte beim Essen eine Zahnfüllung. Da werde ich beim Gedanken an einen Zahnarzt so aggro und engaugenblickig, daß man mir keine zwei Macheten in die Hand drücke dürfte. Ich würde sofort mit der  Niederstreckung des Kiefernwaldes auf der Düne beginnen. Ich muß dazu nur aus der Tür, oder die Macheten an einem Gumminband aus dem Fenster werfen. Nun ist der Zahn wieder abgefüllt, wie ich nach dem Konsum der Produkte vom Abendbuffet.