5. Februar 2024

eine Schattenseite des Kommunismus

Stilübung

Symbolbild für alles mit noch nicht so alter Mätresse

Das ist eine der Schattenseiten des Kommunismus, die sich hoffentlich geben wird, der Glaube, jeder Genosse habe sich wie ein edler Bauer zu benehmen, dessen Standfestigkeit nur der Landwirtschaft zu dienen habe. Da die sexuelle Revolution im Osten noch nicht stattgefunden hat, ist im asiatischen Kommunismus alles befreit außer der Sex. Dahinter steht der Gedanke, dass Leute, die so oft Sex haben, dass sie sechs, acht oder ein Dutzend Nachkommen produzieren, wie in asiatischen Ländern (laut Richard Hedd) üblicherweise der Fall, kaum eine sexuelle Revolution brauchten. Inzwischen sind die Amerikaner, geimpft durch eine Revolution und somit resistent gegen eine zweite, nur noch am tropischen Knistern der freien Liebe, aber nicht mehr an der politischen Lunte, die es entzündet hat, interessiert. ...

Diese Einsicht unterschied sich nicht sehr von der Benjamin Franklins. Der listige alte Lüstling war sich sehr wohl der Bedeutung des Erotischen für das Politische bewusst, und so umgarnte er nicht nur Politiker bei seinem Werben um französische Unterstützung für die amerikanische Revolution, sondern auch die Damen der Gesellschaft. Deshalb war die Kernaussage im Brief des ersten Amerikaners an seinen jungen Freund korrekt: Wir alle sollten ältere Mätressen haben. Das ist nicht so sexistisch, wie es sich anhört ...

Viet Thanh Nguyen: Der Sympathisant, Karl Blessing Verlag, München 2017