Symbolbild für alles mit dringender Redaktionskonferenz
Patrik Baab: ... was erwarten Sie von einem Wicht, der schon mit einem Bericht über einen Kaninchenzüchterverein an seine Grenzen käme? In vielerlei Hinsicht ist Martin Dietrich typisch für die ganze Branche: Es äußern sich Lohnschreiber, die selbst nie in Russland oder der Ukraine waren, nicht eingelesen sind in die Konfliktgeschichte, noch nie in ein Kriegs- oder Krisengebiet gereist sind. Sie sind sachfremd im besten Sinne. Ihre Qualifikation besteht darin, dass sie in den Computer gaffen und meinen, die Wirklichkeit schaue heraus. Dort finden sie aber nur die gängigen Vorurteile, die von Dritten nach eigenen Interessen hochgeladen wurden. Was Google ihnen präsentiert, wird dann weiterverbreitet: Einer schreibt vom anderen ab. Die Redaktionsarbeit wird heute zu einem großen Teil von freien Mitarbeitern geleistet, die nach Zeilen oder Sendeminuten bezahlt werden. Damit sie morgen auch noch Aufträge erhalten, schreiben sie das, was ihr Chef lesen will. Diese leitenden Redakteure stehen wiederum transatlantischen Organisationen nahe oder haben mit solchen Organisationen ihre Karrieren gestaltet. Dem MDR habe ich fürs Erste mit auf den Weg gegeben: Wenn Lügen kurze Beine haben, sollte Martin Dietrich Rollsplitt meiden; er könnte sich die Genitalien verletzen.Roger LetschUZ: Was ist mit dem bürgerlichen Journalismus los?
Patrik Baab: Er ist heruntergekommen zu einer Propagandakompanie. Die Prostitution der Lohnschreiber kennt keine Grenzen. Wissen Sie, was Verkommenheit ist? Kurt Tucholsky hat darüber geschrieben, 1921: „Denn dies eben ist Verkommenheit: Nicht mehr zu fühlen, wie tief man gesunken ist.“
Der Bedeutungsverlust der Mainstreammedien wird gerade nirgends deutlicher als bei der Bekanntgabe von Trumps Besetzungsliste für wichtige Regierungsposten. Egal ob CNN-Chefredakteur oder Hot-Dog-Verkäufer – alle erfahren ungefiltert via X oder „TruthSocial“ davon. Keine editorialen Filter mehr, keine Priesterkaste aus Analysten und politischen Kannegießern, stattdessen direkte Kommunikation mit der Basis. Das ist die eigentliche Bedeutung von „Hassrede“, denn die Medien hassen diese Art von Rede, weil sie in ihr keine Rolle spielen. Ihnen auf CNN oder MSNBC dabei zuzusehen, wie sie wortreich verstummen, ist im Nachgang der Wahl gerade ein amüsanter Zeitvertreib.