25. August 2025

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SPIEGEL-Kritik

Die vier Dilemmata des Qualitätsjournalismus

Ein Gastbeitrag von Bernhard Pörksen

Eine laufende Medienrevolution, Informationsexplosion und Vertrauensverlust, allgemeine Krisenmüdigkeit und eine Welt in Flammen: Der seriöse Journalismus ist unter Druck wie nie zuvor. Wie reagiert der SPIEGEL?

23.08.2025, 08.56 Uhr • aus DER SPIEGEL 35/2025

Birgit Kelle rockt alle deutschen Medien in Grund und Boden.

Ein Neonazi mit Schnurrbart und Nagellack nutzt das Selbstbestimmungsgesetz: Wie Sven Liebich die Trans-Ideologie demaskiert

Marla-Svenja Liebich ist Punk. Während sich Linke, die heute längst an den vollen Fleischtöpfen des Systems sitzen, mit Kampfparolen wie „Fuck the System“ und „Macht kaputt was euch kaputt macht“ immer noch in einem gratismutigen Kampf gegen „das System“ wähnen, ist ausgerechnet ein verurteilter Rechtsextremer im Jahr 2025 angetreten, um das aberwitzige System einer übergeschnappten Transpolitik tatsächlich zu „f*cken“.

Zu Tausenden verklagt Liebich zudem nach eigener Aussage gerade Menschen, die ihn – ebenfalls ganz im Sinne dieses Gesetzes jetzt „misgendern“, auch den Chefredakteur dieses Mediums, in diesem Fall allerdings erfolglos, weil erstmalig ein Gericht endlich klargerückt hat, dass die Berichterstattung über solche Fälle erlaubt ist.

Um es deutlich zu sagen: Marla Svenja Liebich missbraucht das Selbstbestimmungsgesetz nicht, er nutzt es. Er nutzt es ganz genau so, wie es von Anfang an konzipiert war inklusive der Option des „Offenbarungsverbotes“, das es nun seinen Mitmenschen und auch Medien juristisch riskant macht, seine Weiblichkeit anzuzweifeln und auf sein vorheriges Leben als Mann hinzuweisen, weil sie nun mit bis zu 10.000 Euro Strafe bedroht werden, wenn sie ihn „misgendern“ – also mit falschem Geschlecht bezeichnen. Das ist so gewollt. Die Ideologen, die dieses Gesetz erfanden, haben es trotz aller Warnungen vor genau diesen Problematiken so verabschiedet und jeden als „transphob“ oder als „TERF“ (Trans-Exklusive Radical Feminist) beschimpft, der es wagte, zu widersprechen.

Liebich mag ein verurteilter Rechtsextremer sein, er erweist mit seiner Punk-Show aber gerade dem ganzen Land einen unbezahlbaren Dienst, indem er den nackten Trans-Kaiser in Damenunterwäsche demaskiert.

Stephan Paetow
♦ Wenn einer sagt, Tessa Ganserer sei keine Frau, dann greift er „in das allgemeine Persönlichkeitsrecht“ von Tessa ein. Wenn es aber ein Journalist behauptet, dann wäre das durch ein „überwiegendes Recht Meinungsfreiheit gedeckt“, weil diese Aussage „nach dem Verständnis des Durchschnittsempfängers als Kritik an der ‚Ampel-Regierung‘ zu verstehen“ sei. So haben wir jedenfalls das Urteil des Landgerichts Berlin verstanden. Aber Obacht! Es ging bei der Entscheidung nicht um Tessa, sondern um eine Svenja, beziehungsweise um den „Rechtsextremisten Sven“ Liebich. Da gelten anscheinend andere Gesetze.
Bonustrack
♦ Eigentlich ist die Sprengung von Nord Stream 2 eine inneramerikanische Angelegenheit. Der alte Joe hatte angekündigt die Pipeline zu beerdigen, aber auch Donald behauptete, „ich war derjenige, der sie ursprünglich gesprengt hat“. Trotzdem wurde nun bei Rimini ein Ukrainer in Badehose wegen des Anschlags verhaftet.

♦ Ein bisschen wirr ist die Geschichte selbst bei den Selenskyj-Freunden der Bild-Zeitung. Der in Italien verhaftete Taucher war Hauptmann der ukrainischen Armee und zuvor beim Geheimdienst SBU. Der Auftrag für die Sprengung kam angeblich vom damaligen Armeechef Saluschnyj, und Selenskyj soll nicht Bescheid gewusst haben? Also nach einem Hobbytaucher, der im Suff Pipelines sprengen will (deutsche Factchecker), hört sich das jedenfalls nicht an. Aber Schwamm drüber, vergeben und vergessen.