28. September 2025

Attentat auf Oktoberfest schlußgestrichen

Den Oktoberfestblog von Fatalist gibt es ja schon lange nicht mehr. Der wurde dazumal wegen schlußgestrichen, wenig Aufklärungsaussicht und Behördenzeigefinger eingestellt. Auch der folgende Blogbeitrag ist da kein Erkenntnismehrwert, denn genau das stand dazumal so im Blog drin.

Ein sehr sachlicher Text, den Sven-Felix Kellerhoff in die Welt gesetzt hat.

Attentat auf das Oktoberfest 1980

„Ausgeschlossen erscheint, dass Köhler als Alleintäter gehandelt hat“

Es erscheint nicht nur so, auch wenn manche niedere deutsche Lebensform Erscheinungen hatte, wenn es um das Attentat ging.
Zum 45. Jahrestag hat das Bundesarchiv einige wesentliche Dokumente zum Oktoberfest-Attentat auf seiner Website veröffentlicht. Die Schriftstücke und Fotos stammen aus dem Bundesministerium der Justiz (B 141/68772) und dem Bundeskanzleramt (B 136/16227); weitere Unterlagen gibt es aus den Beständen Bundeskriminalamt (B 131/2048) und Bundesinnenministerium(B 106/107012). Besonders spannend ist eine Zusammenstellung von Ermittlungsergebnissen des Bayerischen Landeskriminalamtes (BLKA), die bei der DDR-Staatssicherheit in Ost-Berlin entstand (Sekr Neiber 1028).

Doch schon die jetzt frei verfügbaren Papiere zeigen deutlich: Liest man mit Sachverstand (statt im unbedingten Bemühen, „der Polizei“ oder „den Behörden“ irgendeine Teufelei nachweisen zu wollen), dann zeigt sich, dass die Ermittlungen sauber und sogar ungewöhnlich schnell verliefen.

Obwohl mehr als 850 einzelne Spuren sichergestellt und mehr als 1700 Zeugen vernommen wurden, ließen sich keinerlei irgendwie gearteten Belege für die Verstrickung anderer WSG-Mitglieder in den Anschlag ermitteln – in der nüchternen Sprache der Einstellung des Verfahrens 1982: „Nach dem Ergebnis der Ermittlungen kann nicht ausgeschlossen werden, dass der Rechtsextremist Gundolf Köhler Mittäter oder zumindest Mitwisser gehabt hat. Sichere Feststellungen hierzu oder zur Person weiterer Tatbeteiligter konnten jedoch nicht getroffen werden. Weder konnten Kontakte Köhlers zur Wehrsportgruppe Hoffmann nach dem Mai des Jahres 1977 festgestellt werden, noch haben die Ermittlungen Hinweise auf Verbindungen anderer rechtsextremistischer Vereinigungen zum Tatgeschehen ergeben.“

Die vom Bundesarchiv jetzt veröffentlichten Unterlagen sind eindeutig. Aber man sollte nicht erwarten oder gar hoffen, dass dadurch die Mythen rund um das Oktoberfest-Attentat verschwinden: Was nicht passt, wird eben durch schräge Interpretationen, Falschdarstellungen oder schlichte Lügen „passend gemacht“.

Dieser Auszug spricht für sich. Tauscht man Oktoberfest mit NSU, ergibt sich das gleiche Bild, einschließlich des Schlußsatzes. es gibt noch viele Seiten in der NSU zu füllen.

Wenn es die WSG nicht war, der Köhler aber nicht alleine, dann drängt sich eine Frage auf, die Kellerhoff nicht stellt und somit auch nicht beantworten muß.

Noch bevor klar wurde, dass die Täter in Deutschland nicht juristisch belangt würden, autorisierten die israelische Premierministerin Golda Meïr und das Sicherheitskabinett den Mossad, die Verantwortlichen aufzuspüren und zu töten. Der Mossad stellte dazu die Sondereinheit „Caesarea“ unter dem Kommando des späteren Premierministers Ehud Barak zusammen. Deren Mission wurde später als „Operation Zorn Gottes“ öffentlich bekannt.
Es darf die Vermutung angestellt werden, daß hochrangige israelische Politiker und Geheimdienstler ein unstillbares Rachebdeürfnis hatten, diese frevelhafte Tat zu rächen. Man bediente sich eines Wegwerfterroristen, dessem ehemaligen Umfeld in der Bundesrepublik Deutschland sehr leicht die Schuld zugesprochen werden durfte und konnte. Propagandamäßig klappte das wie mit dressierten Schweinen, ermittlungstechnisch überhaupt nicht.

Ein Beispiel für das Verständnis sei angeführt. Klonovsky bespricht ein Buch der Gloria von Thurn und Taxis.

Zum Schie­ßen komisch ist die Anek­do­te, in der ihr Mann auf Richard von Weiz­sä­cker trifft. Man muss dazu wis­sen, dass der Vater des Fürs­ten, Karl August von Thurn und Taxis, ein ent­schie­de­ner Geg­ner der Nazis war, der sei­nem Sohn – Johan­nes von Thurn und Taxis kam 1926 zur Welt – ver­bo­ten hat­te, in die HJ ein­zu­tre­ten. Die Fami­lie geriet ins Visier der Gesta­po, Karl August wur­de von sei­nem eige­nen Förs­ter denun­ziert, am 8. August 1944 ver­haf­tet, vor den Volks­ge­richts­hof gestellt und ins Zucht­haus gesperrt. „Mein Mann war jetzt nicht mehr nur der HJ-Ver­wei­ge­rer, son­dern oben­drein der Sohn eines Sträf­lings. Er hat mir oft davon erzählt, wie er unter den Schi­ka­nen und Hän­se­lei­en sei­ner Mitschüler gelit­ten hat. Das hat ihn geprägt.” Er hat­te also eine Rech­nung mit den Mit­läu­fern offen.

Ich weiß nicht, wel­cher Teu­fel mei­nen Johan­nes gerit­ten hat, jeden­falls sag­te er: ‚Dass Sie jetzt plötz­lich so juden­freund­lich tun, Sie waren doch sel­ber Hit­ler­jun­ge, und Ihr Vater war SS-Offi­zier.’ Das sag­te er zu Weiz­sä­cker! Ich wäre am liebs­ten im Erd­bo­den versunken.”

Wer den prä­ten­tiö­sen Herrn Weiz­sä­cker per­sön­lich erlebt hat – ich hat­te ein­mal die Gele­gen­heit, mit ihm zu spei­sen –, den lächert’s bei der Vor­stel­lung die­ses Eklats gar könig­lich. (Er galt übri­gens nie als „umstrit­ten“.)

Manchmal dauert es Jahrzehnte, bis das Rachebedürfnis gestillt ist. Manchmal geht es etwas schneller.

Was auf den Orkus der Geschichte gehört:

Das Oktoberfestattentat vom 26. September 1980 war ein rechtsextremer Terroranschlag am Haupteingang des Oktoberfests in München.
Nein, war er nicht. Er war die Rache des Systems oder mit System. Offene Rechnungen sind zu begleichen, weiß jeder Kaufmann. Auch jeder Geheimdienstkaufmann. Das ist eine Arbeitshypothese, mit der sich weiterarbeiten läßt.

Wikipedia ist die Lüge, auf die man sich geeinigt hat.