4. Oktober 2025

The Simon & Garfunkel Story 2025

Simon & Garfunkel: The Boxer (from The Concert in Central Park)

Jeder, der die Musik vom Paul Simon und Art Garfunkel lange genug und gerne gehört hat, erkennt natürlich die Fälschung auf Anhieb und stört sich nicht dran, so wie er sich auch nicht an einem gefälschten 50-Euro-Schein stört. 50-Euro-Scheine rocken.

The Simon & Garfunkel Story gastierte im Admiralspalast zu Berlin, um das Publikum in aufgelockerter Sitzordnung bestens zu unterhalten. Es waren etliche Plätze frei, die ruhig hätten besetzt sein können, denn die Jungs waren richtig gut. Nicht im Sinne von dicht anbei vom Original, sondern im Sinne eines launigen Schlagerabends, bei dem für gut zwei Stunden die Trübsal des Lebens aus den Hirnen zu blasen sei.

Das haben sie prima hinbekommen, auch wenn die Bläsergruppe mit Posaune, großer und kleiner Trompete erst nach der Pause zum Zuge kam. Ein kleiner Trompeter war nicht dabei, die drei Bläser waren alle gleich groß.

Es gab einen Wermutstropfen, der mich etwas störte, das waren die zum Teil ellenlangen Texterklärungen zu den damaligen Ereignissen und dem nun folgenden Lied. Ich mag keine Schwatzkonzerte. Poetry Scum mag ich auch nicht.

Los ging es mit dem "Sound of silence", der auch gleich die Meßlatte für die kommenden 2 Stunden und 20 Minuten vorlegte, eine falsche, wie sich nach hinten raus zeigen sollte.

Der Teil bis zur Pause wurde artig wie ein Stiefel runtergespult. Markenzeichen der in der Attitüde eines Art Garfunkel singende und gestylte Luke Hogan. Die Hände lässig in der Hosentasche trällert er wie zur Salzsäule erstarrt einen Song nach dem anderen, souverän auch in höher gelegenen Tonpassagen. Der zweistimmige Harmoniegesang der Sangesbrüder war sicher nicht fehlerfrei, aber vor allem nicht zu tadeln. Genau deswegen waren ja die meisten Leute im Saal.

Bis zur Pause ragten "I am a Rock" und "Scarbourough Fair" heraus, da merkte man, daß die richtig gute Sessionmusiker sind, die ihr Fach beherrschen.

Nach der Pause ging es flotter voran. Ein Kracher mit Ankündigung, denn gleich nach den ersten Sätzen des Vortrags, was als nächstes drankommt, wußte ich, daß es "Cecilia" sein muß. War es auch, in einer Bombastversion, der die Wohnzimmertauglichkeit abhold ging. Darfste so in der Wohnung im Freundeskreis nicht zelebrieren. Kriegste Kündigung.

Da fielen mir, wie so häufig, die am Rande des Saales tanzenden Madels auf, die ihr Sitzfleisch nicht mehr unter Kontrolle hatten und sich zu den feilgebotenen tausend Takten Tanzmusik rhythmisch bewegten. Bis zum Schluß übrigens und am Ende auch vollauf berechtigt, so gut war die Band.

Die Erinnerung an The Concert in Central Park war im Programm inkludiert, einsschließlich des bürgermeisterlichen Einspielers. Meiner bescheidenen Meinung nach war es die mit Abstand beste künstlerische Leistung der beiden und Band.

Der Schluß war dann jenseits von Gut und Böse, eine Hommage an die Everly Brothers ("Bye Bye Love"), "Bridge Over Troubled Water" und "The Boxer", ersteres quasi a capella mit Kapelle und der Boxer mit der Wucht von Henry Maske oder Cassius Clay, absolut grandios.

Keine 10 Minuten später fuhr schon die S-Bahn Richtung Marzahn ab und ich wurde daran erinnert, daß Berlin stinkt. Ein Assi im Rollstuhl, frisch eingekackt, rollerte durch die Waggons, ums sich Arbeitergroschen zu erbetteln. Dann mußten bis Fahrtende die Fenster geöffnet bleiben, damit der Geruch in die Kälte der Nacht hinfortgetragen wurde.

Draußen in Marzahn war es drei Grad kälter als in der gut beheizten Innenstadt.

At 83 Paul Simon Finally Admits Why He Couldnt Work With Art Garfunkel