4. November 2006

Ox oder Ux

Als da sind vor kurzem erschienen: Fedora Core 6 (Linuxdistribution ausschließlich auf opensource-Basis) und Ubuntu 6.10 in verschiedenen Derivaten.

Hab ich also wieder mal den Versuch unternommen, einen Ersatz für mein anderes Fenstermanagement zu finden.

Die heikelste Angelegenheit habe beide gut bewältigt, die Installation bei Beibehaltung der Partitionierung und der auf den Partitionen befindlichen Daten. Auch das Anlegen der Linuxpartition ging diesmal ohne Murren vonstatten. Bei meinem letzten Test sind dreimal die Daten abgeraucht. Sie waren allerdings mit testdisk wieder rekonstruierbar. Für den extremen Notfall hatte ich damals wie jetzt alles extern gesichert.

Fedora installierte den Gnome-Desktop und ansonsten nur spartanische Anwendungen für den ersten Gebrauch. Das war mir nichts.

Also Ubuntu rauf. Auch Gnome und ein bißchen Klickersoftware. Vorrangig für Internet glotzen und Brief an Omma schreiben. Sah ich was im Internet, wollte es ausdrucken. Ende.
Drucker druckt nicht. Andere Fenstersoftware. Drucker druckt. Zurück zu den Pinguinen. Drucker will immer noch nicht.

Hab ich mir noch ein zweites Problem gesucht. Packetwriting auf DVD-RAM bzw. DVD+RW. Hatte ich nach ca. 2 Stunden am laufen. Geht, aber anderes Fenstersystem kann die Scheiben nicht lesen.

Dann wollte ich eine Empehdrei abspielen, sagt mir Herr Linux: geht nicht, soll was installieren.
Aber was ich installieren soll und wie, das hat er mir nicht gesagt. Hier war die Hilfe genauso auskunftsfreudig wie bei Windows. Der Wissende schweigt höflich. Er weiß ja wie es geht.

Um ein funktionsfähiges Alternativsystem mein eigen zu nennen, wäre noch etliches an Arbeit zu reinzustecken, die die Linuxmaintainer nicht vollbracht haben.

Also Kubuntu besorgt, der KDE kann dann wohl doch etwas mehr. Dachte ich. "Installscript crashed, please inform the team". Oder so ähnlich.
Hab ich es wieder in die Ecke gehauen. Dritter Versuch, aber diesmal die Xubuntu-alternate-CD für die Installation genutzt. XFCE als Desktop soll wohl der sparsamste sein.

Drucker druckt auf Anhieb und komischerweise geht auch Packetwriting auf Anhieb, wobei ich nicht sagen kann ob absichtlich oder zufällig.
Ich habe nur eine Stunde gebraucht, um das Schreiben auf DVD auch für einen eingeschränkten Nutzer zu ermöglichen. Da stimmt etliches an Zugriffsrechten im System nicht.
(Davon abgesehen ist der von mir angelegte Nutzer Administrator im System, hier ist also Linux auch nicht besser als Windows. Höchstens in der konsequenteren Umsetzung der Mehrfachbestätigung von administrativen Aufgaben.)

Sicherheitshalber habe ich noch einmal recherchiert, wie das mit dem Packetwriting eigentlich zu sein hat und nötiger- oder unnötigerweise die Software nachinstalliert.

Dann hab ich mich der Empehdreigeschichte unter Xubuntu noch einmal angenommen. Nach etlicher Stocherei im Heuhaufen von Kugel hab ich was gefunden. Die Dinger spielen jetzt.

Hab ich als nächstes versucht, ein shell-script zu verfertigen, das mir genau das macht, was es mir auch in Windows macht, nämlich in einem Rutsch etliche Dateien konvertieren. Daran hab ich zwei Stunden gesessen. Nun geht das auch.

Nach etlichen Stunden rumluxen gehen gerade mal drei Dinge: Internet glotzen und Drucken, Brief an Omma schreiben und Empehdrei hören bzw. konvertieren, um sie auf DVD-RW zu kopieren, die unter Windows nicht lesbar sind.

Das ist egentlich ein bißchen dünn. Scanner, Farbdrucker, Digitalkamera, ISDN-Karte oder Fernsehen sind noch gar nicht aufgelistet, ganz zu schweigen von etlichen Dingen, die ich mit einem PC zu bewerkstelligen gedenke.

Die von mir installierten Uxe kranken durchweg an einem grundlegendem Symptom: Die Linuxgemeinde hat schlichtweg immer noch nicht verstanden, daß es mein PC, meine Festplatten, meine Daten und meine Arbeit ist, die 50 cm vor meinen Glubschen platziert sind.
Ich habe keine Lust, mir irgendwelche kryptischen man-Pages durchzulesen, welche akrobatischen Veränderungen in welchen Dateien nötig sind, damit ich meine Daten lesen, verändern und schreiben kann.

Ich kann es noch viel drastischer ausdrücken. Solange in einer Linuxinstallation auf dem heimischen Privat-PC der VI oder VIM installiert wird, genau solange haben die Linuxer nicht begriffen, was ein heimischer Privat-PC ist und soll.

Die von mir getesteten Installationen des Jahres 2006 haben für einen Privat-PC einen außerordentlich schlechten Anwenderindex. Die Ursache besteht darin, daß die Linuxentwickler keine Philosophie haben, was ein privater PC-Nutzer ist und was er eigentlich machen können soll will. Die Software ist aller Wahrscheinlichkeit nach für alle Belange vorhanden. Es mangelt aber an der nötigen Sorgfalt bei der Zusammenstellung eines dementsprechenden Installationssystems.

Oder: Wer mehr als Internet glotzen und Brief an Omma schreiben will, der muß eine Menge Freizeit investieren, um ein Ux seiner Wahl zu bekommen und etliche wenig hilfreiche Seiten lesen, um die Nadeln im Heuhaufen zu finden. Oder er bleibt bei dem was er hat. Das ist einem aktuellen Ux um ca. 5 bis 10 Jahre in der Benutzerfreundlichkeit voraus. Bill braucht sich also nicht ängstigen. Linux stellt keine Gefahr für sein Firmenimperium dar.

Und die Antwort der Uxe kenn ich schon: Der Ox sitzt vor dem Ux.