30. Januar 2009

dümmer als die Polizei erlaubt

Die schweizer Polizei hat via Züricher Zeitung kund getan, vermittels einer Google-Suche ein Hanffeld geortet und die Verbrecher dingfest gemacht zu haben.

Für Freitag 13 Uhr war das den kritischen Journalisten gut genug, um es noch schnell in die Müllpipeline zu schicken. Der besorgte Bürger wird's schon mit wohlwollendem Abnicken danken, daß die Schweizer Garde derart tough ist. Ja schön. Nun haben wir erst mal Winter, auch in der Schweiz. Und Google-Satellitenbilder sind vor allem steinalt.

Aber für Schlagzeilen wie

Schweizer Polizei entdeckt Cannabis-Feld via Google Earth (heise)
Schweizer Polizei googelt ein Hanffeld (SPON)

usw. reicht es allemal, ehe man die Aktentasche gen heimischen Herd schleppt. Ist ja Freitag und der sonst wache und kritische Verstand unserer besten und prosaischsten Journalisten eh längst beim Redaktionskamel abgegeben.

Auf die Idee, sich den Artikel der Züricher Zeitung etwas genauer durchzulesen, darauf kommt niemand. Ein Engländer wurde festgenommen und hat gesungen wie ein Wellensittich in der Balz.

So verbleibt die Hauptarbeit übers Wochenende wieder bei der schallend lachenden Internetgemeinde hängen, die die Meldung auseinandernimmt und der Schweizer Polizei nebst den abschreibenden Medien nachweist, daß sie alle zusammen dümmer sind, als die Polizei eigentlich erlaubt.

Wer die Muße hat, kann sich durch den Heisethread wühlen, dort findet er dann alle Links und Gags zum Sachverhalt.

Und nun zu einer sehr lustigen Satire, die das Geschehen mit schweizer Humor zusammenfaßt:

Google Earth erspähte 1600 Hanfpflanzen im Thurgau

Von Simon Eppenberger. Aktualisiert am 29.01.2009
Beim Schlag gegen eine Bande von Drogendealern entdeckte die Polizei im Internet ein grosses Hanffeld. Die Pflanzen waren auf Google Earth zu sehen. Dem Bauer droht nun mehrjähriger Knast.

Die grosse Menge Gras und Haschisch ist nur ein Teil der sichergestellten Drogen.
Photo: Simon Eppenberger

Die Beamten der Kantonspolizei Zürich staunten nicht schlecht, als sie im Internet ein Feld mit 1600 Hanfpflanzen entdeckten. Zu sehen waren die Pflanzen auf den Satellitenbildern von Google Earth, einer frei zugänglichen Karte im Internet.

Auf die Bilder der Drogenproduktion gestossen waren die Beamten per Zufall. Laut Oberleutnant Norbert Klossner von der Kantonspolizei Zürich habe ein Mitarbeiter auf Google Earth den genauen Standort des Bauernhofes nachgeschaut. Dabei fiel dem Ermittler ein Maisfeld auf, das rund um ein zweites Feld angelegt war. Die verdächtige Fläche hatte die Grösse eines Fussballfeldes und stellte sich als Hanffeld heraus.

Die grosse Menge belastet Bauer schwer

Aus Persönlichkeitsschutz gibt die Polizei die Aufnahme nicht frei. Inwieweit die Satellitenbilder von Google Earth in Ermittlungen einbezogen werden, will die Polizei aus taktischen Gründen nicht bekannt eben.

Dem Bauer droht eine mehrjährige Haftstrafe wegen Produktion und Handel mit Betäubungsmitteln. Dabei spielt es laut der Staatsanwältin eine untergeordnete Rolle, dass es sich bei Cannabis um eine sogenannt weiche Droge handelt. Grund ist die grosse Menge: Der Landwirt wird angeklagt, rund 1,5 Tonnen der Droge produziert zu haben (siehe links, Artikel zum Thema).
(Bernerzeitung.ch/Newsnet 29.01.2009, 15:25 Uhr)


Satellitenbild des Thurgau: Auf einer solchen Aufnahme von Google Earth war das Hanffeld zu sehen. Wo genau, sagt die Polizei aus taktischen Gründen nicht.

Eisbär Knut bei Drogenfahndung dabei

Als im Frühjahr 2007die Ermittlungen gegen die Cannabis-Grosshändler anliefen, war der kleine Eisbär Knut aus dem Berliner Zoo in aller Munde. Der süsse, junge Bär begeisterte offenbar nicht nur die Tierfreunde rund um den Globus, sondern auch die Kriminalpolizei Zürich.

Kurzerhand gaben die Ermittler dem umfangreichen Verfahren den Decknamen Knut. Auf Anfrage sagt der leitende Beamte Norber Klossner, der Eisbär oder sein Wohnort Berlin haben keinen direkten Zusammenhang mit dem Fall. Der Name wurde verwendet, weil der damals in aller Munde war.