Assange droht mit Veröffentlichung aller Dokumente, geistert es durch alle abschreibewilligen Medien.
Da nur Praktikanten im Einsatz sind, wird diese Drohung natürlich nicht hinterfragt. Sowas ist immer noch Leyendecker und Prantl vorbehalten. Doch auch die halten still. Wie der Spiegel.
Niemand empört sich mehr, niemand ist mehr an Depschen interessiert, wikileaks ist Kinderkram von gestern.
Assange hat sich grandios verspekuliert, in seinem Glauben, die großen Medien seien ihm zu Diensten und würden ihrer journalistischen Pflicht nachkommen und die verifizierten und in den historischen Kontext eingeordneten Depeschen veröffentlichen.
Nix hat der Spiegel gemacht, außer ein paar Biertischparolen gedruckt, die eh schon jeder kannte, der es nie wissen wollte. Ansonsten ist der Strom der Dokumente erstaunlicherweise vesiegt. Und das Empörungsmagazin in Hamburg macht das, was am besten kann. 250.000 Depeschen im Giftschrank horten und wieder Boulevard für Universitätsabbrecher aufschreiben. Nur nicht an den Schlaf der Welt rühren.
Und jetzt ratet mal, wieviel Depeschen der Spiegel inzwischen verwurstet hat, um so das Rad der Geschichte zurückzudrehen. Ich weiß es nicht. Aber bisher sind nicht mal 2000 Dokumente zugänglich. Da läßt sich ruckzuck ausrechnen, wann das letzte Blatt Papier im Netz auftaucht. Pi über Daumen ungefähr 10 Jahre, sofern es bei dem Tempo von ca. 2000 Blatt pro Monat bleibt.
Tja, Herr Assange, Medien haben ein Eigenleben, das mit ihren Wünschen nicht kompatibel ist. Jeder Internetnutzer in Deutschland über dem geistigen Anspruch von Gesichtsbuch oder Zwitscher hätte ihnen freiwillig mitgeteilt, daß man mit dem Papier des Spiegel nicht mal mehr Fenster putzt. Man will ja schließlich Durchblick haben.
Ich wünsche mir jedenfalls keine Total-Veröffentlichung (Welt).
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P.S.: Ich sehe gerade, daß im heise-Artikel ein Blogeintrag von Florian Rötzer verlinkt ist, der das ähnlich wie ich beschreibt.