17. Dezember 2011

NSU - auf der Jagd nach Verjährtem

Ich habe jetzt nicht mehr im Detail verfolgt, welche inhaltsleeren Neuigkeiten unsere besten Zeitungsrechercheure aus ihren phantasievollen Gedanken recherchierten, um sie dem Volk als brandheiße Neuigkeit zu präsentieren. Die Zahl dieser Enthüllungen liegt nahe bei Null. Sehr nahe.

Der Staffelstab des Medienthrillers wurde zum Wochenende feierlich an das Magazin focus überreicht, die prompt einen Kracher bringen, der hier im Blog längst Aktenstaub angesammelt hat. Die Jagd nach Verjährtem geht in eine neue Runde. Wir erinnern uns kurz.

Es war Hans Leyendecker, süddeutscher Edelinvestigator, der einen reumütigen Nazi erfand, dem die Kooperation mit den zuständigen Organen eine Herzensangelegenheit war, um Licht in das Dunkel des Terrors zu bringen. Der entscheidende Satz seiner neuesten Enthüllung lautete damals:

Der Zeuge habe nur über den Zeitraum gesprochen, der für ihn strafrechtlich ohne Konsequenzen bleibe.

Wäre die nächste Frage, wieso jemand eigentlich zur Polizei geht, wenn nichts, aber auch nichts gegen ihn vorliegt, er nicht gesucht wird, dann aber trotzdem hingeht und nur über Dinge plaudert, die strafrechtlich nicht belangbar sind. Sicher, es gibt solche Vollpfosten, möglicherweise bei den Nazis in höherer Anzahl, doch breit gestreut ist deren Zahl nun auch nicht gerade.

Der focus hat diese Idee der Eruierung verjährter Straftaten aufgegriffen und die Story ausgebaut. Nun stehen mehrere Staatsbedienste im Fokus der Ermittlungen, wegen "des Verdachts der Strafvereitelung im Amt".

Eine Anhörung der damals für die Fahndung Verantwortlichen sei aber wenig wahrscheinlich. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft Erfurt, Hannes Grünseisen, sagte zu FOCUS: „Wie es aussieht, wäre eine Strafvereitlung im Amt verjährt.“

Was tut man nicht alles, um Zeilenhonorar zu schinden und den gefälligen Mitbewerbern am hart umkämpften Gruselmarkt eine Gefälligkeit zu erweisen. Man hilft sich doch gerne, wenn es um aus dem Daumen gelutschte Geschichten geht. Und siehe da, andere Medien sind da nicht kleinlich und schreiben dieses Rührstück kriminalistischer Detailarbeit wortgetreu ab.

Die Jagd nach Verjährtem taugt zwar nur zu gemütlichen Plaudereien am Kamin, doch ist das noch besser, als gar nichts berichten zu dürfen.