23. Januar 2012

warum wir alle krank sind

Wir sind alle krank. Die Frage ist bloß, wie gut wir in Bezug auf die Regeln funktionieren, die uns die Gesellschaft als gewünscht auferlegt.

Das behauptet Jo Nesbo in "Rotkehlchen" auf Seite 356.

Jo Nesbo
Rotkehlchen
List Taschenbuch, Berlin
5. Auflage 2010
460 Seiten
9,90 Euro

Ich quäle mich jetzt schon durch den 3. Wälzer des Norwegers, der laut euphorischem Klappentext das Erbe Mankells angetreten hat. Ich kann es kurz machen. Entweder ist auch das dritte Buch eine schludrige Übersetzung oder aber Nesbo ist nur ein mittelmäßiger Thrillerautor. Eine Empfehlung zum Kauf seiner Bücher verwehrt sich aus diesem Grunde. Für geborgt ginge das Lesen okay. Und wenn schon bezahlen, dann höchstens die Materialkosten plus eine kleine Spende für die notleidende Buchbranche und den Autoren, also maximal Zwofuffzich.

Nesbo hat eigentlich interessante Plots, die er durch keine Ahnung haben, wie ein guter Krimi geschrieben werden muß, flugs wieder in die Tonne haut. Rotkehlchen ist von der besonders schlimmen Sorte. Es geht immerhin um den Kampf gegen Rechts, schlimmer noch, um Nazis, doch fast kurz vor Schluß habe ich immer noch keine Ahnung, was mir der Autor erzählen will, obwohl die Täterschaft nach der Hälfte geklärt war.

Er arbeitet mit Rückblenden in den 2. Weltkrieg, wo ich nicht begriffen habe, was die an dieser Stelle des Buches für eine Funktion haben. Wenn sie denn eine Funktion haben, in dem Buch, dann kann ich mich nicht mehr erinnern, ob er das überhaupt erklärt hatte. Viel zu viel Gesülz um eine eigentlich spannende Idee. Das Beste am Buch habe ich oben zitiert. Ist etwas wenig, um mich vom Hocker zu reißen.

Ein pfiffiger Student der Literaturwissenschaften, der deutschen Sprache mächtig und krimiaffin, sollte binnen eines Jahres aus den 460 Seiten Quälerei eine 200seitige lesbare Fassung herstellen können, indem er jede Redundanz entfernt und das Deutsch aufpeppt.