27. Juni 2009

mein Morgenschiß auf Reinhard Mohr

SPIEGEL ONLINE 27. Juni 2009, 11:42 Uhr
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,druck-632499,00.html
DEUTSCHE LINKE UND IRAN
Ein Slibowitz auf Ahmadinedschad

Von Reinhard Mohr

Iranische Oppositionelle als "Discomiezen" und "Strichjungen des Finanzkapitals" - was sich anhört wie Mullah-Propaganda, stammt aus den Webforen der deutschen Linken. In ihrer Bewunderung für das islamistische Regime sind sie sich mit ihrem schärfsten Gegner einig: den Neonazis.

Wie also reagiert der klassische Linke in Deutschland auf die Proteste in Iran?

Zunächst war da viel Schweigen. Auch Tage nach den riesigen Demonstrationen und den Drohungen des Regimes in Teheran fand sich etwa im Leitorgan der Linken, dem "Neuen Deutschland", kein Sterbenswörtchen über die dramatischen Ereignisse.

Eine merkwürdig ansteckende Schweigegrippe.

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Sehr geehrter Herr Mohr,

meinen heutigen Morgenschiß widme ich ihrem Schädel. Wo so viel Scheiße reinpaßt, da findet mein kleines Misthäuflein auch noch einen Platz.

Wer, wie sie, seinen geistigen Dünnschiß auf des Führer liebstes Papier koten muß, das wider besseren Wissens iranische Demonstranten, Mullahs und Osama bin Laden in einer Grafik vereint, der kann wohl nicht anders. Der hat als Reaktion aber auch nichts besseres verdient.

Ich bin zu faul, ihren unverlinkten und damit nicht belegbaren Artikel in Gänze in der Luft zu zerreißen. Exemplarisch widme ich mich nur zwei Fragen.

Erstens. Wer oder was ist die klasische Linke? Das hätte ich schon referiert.

Zweitens. Das lange Schweigen der Tageszeitung "Neues Deutschland" zu den Ereignissen im Iran liest sich ausschnittsweise so:

Artikel Neues Deutschland

12.06.2009
Ahmadinedschad hat seine Versprechen nicht erfüllt
Der Amtsinhaber wird favorisiert, doch die Konkurrenz ist erstarkt
Von Roland Etzel
In der Islamischen Republik Iran stellen sich heute vier Männer zur Präsidentschaftswahl. Der Dauerkonflikt des Landes mit dem Westen, verkörpert in der Atomfrage, verleiht der Wahl eine Bedeutung, die weit über den nationalen Rahmen hinausgeht.

Artikel Neues Deutschland

16.06.2009
Iran lässt Betrugsvorwürfe prüfen
Hunderttausende Anhänger Mussawis auf Demonstration in Teheran
Angesichts der Massenproteste gegen das offiziell mitgeteilte Ergebnis der Präsidentenwahl in Iran hat der geistliche Führer des Landes, Ayatollah Ali Chamenei, eine Prüfung angeordnet.

Artikel Neues Deutschland
15.06.2009
Irans Opposition sieht sich betrogen
Proteste gegen verkündetes Ergebnis der Präsidentenwahl / Ahmadinedschad triumphiert
Von Jan Keetman, Istanbul
Das staatliche Fernsehen Irans zeigte am Wochenende Bilder von langen Wählerschlangen, Männer auf der einen Seite, Frauen im schwarzen Tschador auf der anderen. Zusammen mit dem offiziellen Wahlergebnis von knapp 63 Prozent für Mahmud Ahmadinedschad und nur 34 Prozent für seinen wichtigsten Herausforderer Mir Hussein Mussawi ergab sich so ein eindrucksvolles Bild der Unterstützung für den amtierenden Präsidenten. Bilder von Protesten gegen die Wahl wurden vermieden.

Artikel Neues Deutschland
15.06.2009
Irans Gräben
Von Olaf Standke
Der Herausforderer Mussawi hatte sich nach einem fulminanten Wahlkampf am Wochenende noch vor Präsident Ahmadinedschad zum Wahlsieger in Iran erklärt. Doch statt einer Siegesfeier gab es schließlich Straßenschlachten. Denn offiziell soll am Ende der Amtsinhaber gewonnen haben, so unerwartet deutlich, dass sich die Wut der Mussawi-Anhänger über die vermeintliche Wahlfälschung gewaltsam entlud. Und auch im Westen will man es nicht wahrhaben. Selbst wenn Mussawi, einst repressionsfreudiger Regierungschef unter Revolutionsführer Khomeini, nicht der erträumte Teheraner Gorbatschow ist, mit ihm erhoffte man sich doch Bewegung im Atomstrehlgewinner« vermutlich nicht mit dieser Reaktion gerechnet.

Artikel Neues Deutschland
17.06.2009
Maulkorb für Auslandspresse in Iran
Erste Todesopfer bei Protestdemonstrationen / Wächterrat will teilweise erneut auszählen

Artikel Neues Deutschland
16.06.2009
Atomstreit mit Iran geht in eine neue Runde
Präsident Ahmadinedschad will direkte Debatte mit Barack Obama
Von Olaf Standke

Artikel Neues Deutschland
19.06.2009
Exil-Iraner in Deutschland bilden Netzwerke
Tausende gegen »Wahlfälschung, Zensur und Schlägertrupps«
Von Marina Mai
Iraner in Deutschland sind in diesen Tagen nicht nur besorgt um ihre Angehörigen, sondern auch zuversichtlich, dass es in ihrem Herkunftsland zu politischen Veränderungen kommen wird.

Artikel Neues Deutschland
19.06.2009
IRAN ERLEBT DIE GEWALTIGSTEN MASSENPROTESTE SEIT GRÜNDUNG DER ISLAMISCHEN REPUBLIK 1979
Opposition in Iran: Wer ist das?
Die Bewegung auf den Straßen Teherans und anderer Städte hat eine lange Vorgeschichte
Von Pedram Shahyar
Irans Bild im Westen war geprägt von religiösen Eiferern, Ajatollahs und dem einzigen Präsidenten der Welt, der öffentlich den Holocaust leugnet. Doch das Land ist voller Widersprüche, die Saat der Revolte wächst. Zwar ist die Oppositionsbewegung relativ jung, aber sie trägt die Spuren einer langen Geschichte.

Artikel Neues Deutschland
19.06.2009
Schwarzer Trauerzug durch Teheran
Iranische Opposition setzt Demonstrationen fort / Unterlegene Kandidaten legen Beschwerde ein
Die iranische Opposition hält den Druck aufrecht. Auch am Donnerstag folgten wieder Hunderttausende Iraner einem Aufruf von Oppositionsführer Mussawi und demonstrierten im Zentrum Teherans für Neuwahlen.

Artikel Neues Deutschland
20.06.2009
»So was gibt es nicht«
Ayatollah Chamenei will Debatte um Wahlfälschung in Iran beenden
Von Farshid Motahari (dpa), Teheran
Der oberste Führer der islamischen Republik hat sich entschieden – und zwar für Staatspräsident Mahmud Ahmadinedschad. Seine Ansichten seien denen des Präsidenten ähnlich

Artikel Neues Deutschland
20.06.2009
GASTKOLUMNE
Reform durch Revolution
Von Mohssen Massarrat
Es ist faszinierend zu sehen, wie Irans Zivilgesellschaft ein fest im Sattel geglaubtes politisches System binnen zweier Wochen erschüttern kann.

Artikel Neues Deutschland
24.06.2009
Teheran nicht bereit zum Einlenken
Annullierung der Wahl definitiv ausgeschlossen
Teheran (Agenturen/ND). Die Hoffnungen der iranischen Opposition auf ein Einlenken des Regimes im Streit um das Ergebnis der Präsidentschaftswahlen schwinden immer mehr.

Artikel Neues Deutschland
23.06.2009
Iran: Wächterrat räumt Verstöße ein
Fälschungen bei der Präsidentenwahl sollen drei Millionen Stimmen betreffen
Von Jan Keetman, Istanbul

Artikel Neues Deutschland
22.06.2009
MEDIENKOLUMNE
Die Verführung der Bilder
Von Jürgen Amendt
Von der blutigen Niederschlagung der Studentenproteste auf dem Tian'anmen-Platz in Peking durch die chinesische Regierung vor 20 Jahren gibt es nur ein Bild, das sich der Weltöffentlichkeit nachdrücklich ins Bewusstsein gebrannt hat: die Aufnahme jenes einzelnen Demonstranten, der sich einer Panzerkolonne in den Weg stellte. Die ganze Ohnmacht des zivilen Ungehorsams gegen ein autokratisches Regime drückt sich in diesem Foto aus. Andere bildliche Eindrücke von dem Massaker gibt es nicht.

Artikel Neues Deutschland
26.06.2009
Trauermarsch abgesagt
Irans Opposition in der Defensive
Zwei Wochen nach der Präsidentschaftswahl in Iran gerät die Protestbewegung zunehmend in die Defensive. Das Innenministerium verbot alle Kundgebungen.

Artikel Neues Deutschland
26.06.2009
... so viel geweint
Exiliraner in Berlin mit großen Hoffnungen
Von Pedram Shahyar
In Berlin gibt es ca. 10 000 Exiliraner, in Deutschland über 100 000. Die große Fluchtwelle begann Mitte der 80er, als das Abschlachten der Linken und der Opposition in Iran auf Hochtouren kam. Die Gemeinde war zunächst sehr links und unter dem Einfluss kommunistisch orientierter Organisationen. Nach 1989 zerfielen die Gruppen. Nicht nur das Scheitern des kommunistischen Projekts zehrte die Linke auf. Der Druck des Alltags und fehlende Perspektiven einer Wende im Iran ließen den Exilaktivismus erlahmen.

Artikel Neues Deutschland
25.06.2009
Das »Echte« und die »Kunst«
Neda: Ein Amateurvideo aus Iran macht eine sterbende Frau zur Ikone
Von Irmtraud Gutschke
Samstagabend in Teheran: Eine junge Frau liegt am Boden, zunächst denkt man noch nicht, dass sie tot ist. Männer beugen sich über sie, plötzlich hat sie Blut im Gesicht. Offensichtlich ist es aus Mund und Nase ausgetreten. Ein Schuss in die Brust, von einem Scharfschützen der Sicherheitskräfte abgegeben, heißt es, doch es könnte auch anders sein. Neda – mal ist sie 19, dann wieder 26 – habe mit ihrem Vater am Straßenrand gestanden und die Proteste beobachtet. Ihr Tod wurde per Handy gefilmt und erreichte die Welt wenig später über YouTube und Twitter.

Artikel Neues Deutschland
24.06.2009
Der Mann hinter den Kulissen
Wie groß ist in Iran Rafsandschanis Macht?
Von Jan Keetman, Istanbul
Nicht wenige Iraner meinen, die schwere Krise nach den umstrittenen Präsidentenwahlen werde irgendwann dadurch gelöst werden, dass ein rundlicher Geistlicher mit weißem Turban aus den Kulissen kommt und die Spieler auf der Bühne austauscht. Der Mann, dem das viele zutrauen, ist der 75-jährige Ex-Präsident Ali Akbar Hashemi Rafsandschani, der Richelieu und Rockefeller der iranischen Politik.

Artikel Neues Deutschland
27.06.2009
Bagdad will keine Partei ergreifen
Viele Iraker sehen Irans Einfluss mit Sorge
Von Karin Leukefeld, Damaskus
»Wer immer die Präsidentschaftswahlen gewinnt, sollte die iranische Einmischung in Irak beenden«, so dieser Tage Abbas Mahdi, ein Beamter in der südirakischen Stadt Basra, gegenüber einem Reporter des Instituts für Kriegs- und Friedensberichterstattung (www.iwpr.net). Er steht mit dieser Forderung nicht allein.

Artikel Neues Deutschland
26.06.2009
Tiefe Legitimationskrise der Islamischen Republik
Von Behrouz Khosrozadeh
Die Islamische Republik hat nach der totalen Machtübernahme des schiitischen Klerus (1981) bisher etliche schwere innere und äußere Krisen überstanden, so den achtjährigen Krieg gegen den Irak. Die heutige Krise ist jedoch völlig anderer Natur.

Artikel Neues Deutschland
26.06.2009
Kein Kurswechsel im Rentenstaat Iran
Von Werner Ruf
Sinnvollerweise wurde bei der Vorgabe dieses Themas der Begriff »Reformbewegung« in Anführungszeichen gesetzt. Das ist gut so! Denn: Wer weiß, ob Mir Hussein Mussawi ein Reformer ist oder sein darf? Was heißt überhaupt »Reform« in der Islamischen Republik?

Artikel Neues Deutschland
26.06.2009
»Viele warten seit Monaten auf ihren Lohn«
In Irans Oppositionsführer Mussawi setzt auch die Arbeiterschaft ihre Hoffnung auf Verbesserungen
Kambiz Behbahani ist in Iran geboren und lebt seit 1973 als Journalist in Berlin. Er schreibt auch für Neues Deutschland, unter anderem über Themen der iranischen Gewerkschaften. Mit ihm sprach Ina Beyer.

Artikel Neues Deutschland
26.06.2009
Keine Bilder vom Krieg
Von René Heilig
Jeden Abend erklärt uns Peter Mezger von der ARD hoch oben überm nächtlichen Teheran den Ernst der Lage in Iran. Fernab vom Geschehen, denn leider verbietet das Regime jegliche Aufnahmen, klagt die Tagesschau und nennt den Grund: Das Regime habe Angst vor der Wahrheit. ARD und ZDF und jede Menge Journalistenverwaltungsorganisationen, ja sogar der Außenminister, protestierten und forderten das Recht auf freie Berichterstattung ein.