22. Juli 2009

Abrechnung

Sucht man nach dem im Bild geschilderten Sachverhalt, dann wird man nur bei BILD fündig. Andere Quellen finden sich zu der Aussage

Die Stasi hält später fest: „Bei dem Grenzdurchbruch wurden 300 Schüsse auf den Grenzverletzer abgegeben.“

nicht.

Dann rechnen wir mal etwas. 300 Schuß, das waren 10 Magazine der Standard-Kalaschnikow. Andere Füllmengen bei anderen Modellen wären möglich, kamen aber an der Grenze nicht zum Einsatz und wenn, dann von Spezialeinsatzkräften.

Ich weiß zwar nicht, wieviel Magazine im Grenzdienst mitgeführt wurden, lege für das Rechenexempel einfach zwei fest. Das bedeutet, daß 5 Personen, ausgerüstet mit je 60 Schuß Munition, am Ort des Geschehens gewesen sein müssen. Oder aber 10, die jeweils 30 Schuß abgegeben haben.

Wer jemals in seinem Leben mit einer Kalaschnikow geschossen hat, der weiß, daß 30 Mumpeln eine ganze Menge sind, sich aber nicht so ohne weiteres aus dem Lauf rotzen ließen. Schon gar nicht bei der seltenen Schießpraxis.

Wenn man BILD also Glauben schenkt, was ich nicht mache, da kein Beleg angeführt wird, dann muß es an dem beschriebenen Tag ein Feuergefecht gegeben haben, das ich so nur aus dem Film kenne. Nicht mal auf Regimentsübungen wurde so mit Munition umgegangen wie BILD es darstellt. Es gab eine Ausnahme: Lehrvorführungen für das staunende höherwertige Publikum. Da war kein Mangel angesagt und die Rohre glühten. Doch das waren Ausnahmen.