6. August 2010

Das neue Gesicht unserer Soldatinnen

Nach den Wikileaks-Enthüllungen heizt ein einzelnes Bild derzeit in den USA die Debatte um den Krieg in Afghanistan an: Das "Time Magazine" macht mit den voluminösen Brüsten einer amerikanischen Soldatin auf. Schonungslose Aufklärung oder Kriegspornographie?

Das Bild erinnert nicht zufällig an das berühmte Bild "Afghan Girl" des Fotografen Steve McCurry. Dessen Foto eines afghanischen Mädchens mit Kopftuch und geweiteten Augen zierte 1985 den Titel des US-Magazins National Geographic - und wurde damit Symbol für den grausamen Krieg der Sowjetunion am Hindukusch.

Inzwischen sind es die Amerikaner selbst, die dort Krieg führen und die jetzt abgebildete Soldatin ist nicht nur schön und verzweifelt - sie droht uns offenbar damit, sich die Brustwarzen abzuschießen. Daneben druckte das Time Magazine die Überschrift: "Was passiert, wenn wir Afghanistan verlassen."

Nun ist auch BILD auf den Abschreibezug aufgesprungen und wir können heute exklusiv diesen Schlafmützen mitteilen: Das Schicksal dieses Mädchens erfreut die ganze Welt, denn alsbald werden wir wieder knackige Actionfilme zu sehen bekommen.

Auf dem cover steht übrigens eine Frage oder einen fragende Behauptung, keine Behauptung in Reinform. Was passiert? - nicht "Das passiert". Dies als kleine Übersetzungshilfe für den BILD-Praktikanten am späten Freitag Abend.

Und zur Beruhigung der aufgeregten BILD-Redakteure sei ebenfalls nachhilfig mitgeteilt, daß das Schicksal des Mädchens kein Sau interessiert. Nur eine Handvoll Redaktionen aus dem politischen Feuilleton schreiben sich die Finger im Sommerloch wund. Mithin, das Schicksal schockt niemanden, schon gar nicht die Welt, und das Schicksal wird auch nicht von der ganzen Welt beweint. Im übrigen strunzdummes Deutsch, das ihr da verwendet. Es gilt wie immer, unter der ganzen Welt macht ihr's ja nicht.