2. November 2010
wie der Landfunk die Bauern erobern will
Heute eine schöne Skurrilität (RBB) des Landfunks, die ich mangels Teilnahme an den Kulturseminaren während des Studiums fachlich nicht korrekt einordnen kann. Ist es science fiction, Geschichtsklitterung, ein modernes Märchen? Ich weiß es nicht.
Nichtsdestotrotz möchte der Landfunk den Bauern wieder mal das Gruseln lehren und greift tief in die Mottenkiste, um uns zu erschrecken.
Der Richtigkeit halber seien einige Dinge erwähnt. Berlin (West) als auch Berlin, Hauptstadt der DDR, unterlagen dem Viermächtestatus, waren Besatzungsgebiet. Hier lief nichts, aber auch gar nichts, ohne Kenntnis oder Zustimmung der jeweiligen Besatzer. Abrassimov hätte den Vortragenden von DDR-Begehrlichkeiten bezüglich Westberlin etwas gehustet. Das wär's dann aber auch schon gewesen.
Soweit so gut. Nun die schlechte Nachricht. Um Westberlin zu besetzen, hätte es eines gewissen Potentials an Militärmaschinerie und Menschen bedurft. Das wiederum bedeutet, sich mit der Truppendislozierung rings um Berlin zu beschäftigen. Macht man das, dann wird man feststellen, daß die DDR millitärisch überhaupt nicht in der Lage gewesen wäre, Westberlin zu erobern, abgesehen davon, daß Abrassimov sein Veto eingelegt hätte. Wenn überhaupt jemand die dafür notwendigen Ressourcen gehabt hätte, dann die Sowjetarmee. Die hatte sie aber auch nicht so richtig, denn die wußte aus Erfahrung, was man für die Besetzung einer Millionenstadt benötigt. Die 20. Gardearmee (Eberswalde) hätte diese Aufgabe jedenfalls nicht stemmen können, war aber dafür vorgesehen.
So einfach, wie es sich wikipediat, ist es dann nun doch nicht gewesen. Ich bearbeite das jedoch nicht. Ist mir zu affig.
Besondere Gruppierung Berlin [Bearbeiten]
Für den Kriegsfall war die Bildung einer „Besonderen Gruppierung Berlin“ zur Durchführung der „Operation Zentrum“ vorgesehen. „Operation Zentrum“ (auch als „Operation Stoß“ bzw. „Operation Mitte“ zu finden) war die Bezeichnung für die geplante Einnahme Westberlins. Die 1. motorisierte Schützendivision war – gemeinsam mit einigen anderen Einheiten der NVA sowie Kräften der GSSD, der Kampfgruppen, der Grenztruppen der DDR und der VP-Bereitschaften – als Bestandteil der „Besonderen Gruppierung Berlin“ vorgesehen. Die Gesamtstärke der Gruppierung betrug etwa 32000 Mann. Ausgestattet war sie u. a. mit 400 Panzern, 400 Schützenpanzerwagen sowie 450 Geschützen und Granatwerfern. Die Übungen der Führungsorgane der Gruppierung wurden unter strengster Geheimhaltung im Rahmen der Ausbildungsmaßnahmen „Turnier“ (1973) und „Bordkante“ (1985-1988) durchgeführt.
Es sei noch die kleine Nebensächlichkeit erwähnt, daß Westberlin von einer massiven Betonmauer nebst KFZ-Sperrgräben und Panzersperren umringt war. Das hatte den klitzekleinen Makel, in beiden Richtungen wirksam zu sein. Da die Russen aber als militärische Filous bekannt sind, haben sie sicherlich einen supergeheimen Trick auf Lager gehabt, diese Nichtigkeit im Handumdrehen zu überwinden.
Erinnert mich alles irgendwie an die Zeit, als wir auf einer leicht verzerrten Karte Frankfurt/Mains einen taktischen Atomschlag mit geringstmöglichen Verlusten, schnellstmöglicher Einsatzzeit der Truppen und unter Bewahrung der Kulturgüter (Römer, Museen, Börse (!)) planen und berechnnen mußten. Haben wir gemacht, aber ernst nehmen konnten wir's auch nicht so richtig.
Die Eroberung und Besetzung Westberlins mag ein mögliches militärisches Übungsszenario gewesen sein, um zu üben, ernsthaft wäre es aber nie in Frage gekommen, weil militärisch und strategisch total sinnlos. Es waren Spiel- und Übungsszenarien, die beim Militär nunmal üblich sind. Irgendwas müssen sie ja neben Braunkohleförderung, Tomaten- und Kartoffelernte, Winterhilfe noch machen. Sonst wären sie ja nicht ausgelastet und kein Militär.
Eigentlich ist das alles nicht der Rede wert. Solange es von der Bundeswehr, der US-Army u.a. veranstaltet wurde ist es nämlich kein Thema, obwohl die genau das gleiche gemacht haben. Mit Trommelwirbel und GEZ-Schutzgeldern subventioniert, ist es eine Super-Fernsehereignis, da es der DDR angelastet werden kann.
Sehr dreist ist übrigens die Behauptung, daß man sich auch 25 Jahre später kaum der Wirkung dieser Bilder entziehen könne. Das ist eine meiner leichtesten und häufigsten Übungen. Kein Fernsehen glotzen lautet das Geheimnis.