21. Januar 2011

ich klau mal meine Kommentare

Zuerst lest ihr euch mal durch, warum der Sarrazin der Biermann unserer Tage ist. Das haben in mühevoller Kleinarbeit die Presse-Plattheiten-Quäler (PPQ) recherchiert und erschöpfend dargelegt.

Ich habe dazu viel zu lange Kommentare verfertigt, wo doch in der Klassenfrage eigentlich nur Zustimmung oder Ablehnung erforderlich wäre.

Ich war dazumal auf Urlaub von der Fahne und hab wohl die ersten zehn Minuten Biermann gesehen. Fand es schnarchlangweilig und bin schlafen gegangen.

Eine Woche später hatte ich die Gelegenheit, das vollständige Transkript der Sendung abschreiben zu können, was ich dann in Auszügen auch tat. Diesen Schriftsatz nahm ich dann mit zurück in die Kaserne, um sachbezogen über den Fall mit den Leuten diskutieren zu können, was eigentlich sehr großen Anklang fand.

Zwei Tage später hatte ich dann eine Einladung zu einem Gespräch. In der Kreisleitung der SED! Mit zwei jungen Burschen, wenig älter als ich, die sich das Zimmer wohl auch nur ausgeborgt hatten.

Nachdem ich versprach, keine weiteren Kopien mehr davon zu haben und mich an die Regeln der Diskussion zu halten, war der Fall für mich erledigt, nicht ohne mir die Bemerkung zu erlauben, daß das Transkript vom ZK der SED an die Gliederungen verteilt worden war, um mit Sachkunde argumentieren zu können. Sie dürfen sich gerne dort erkundigen, und ich wundere mich eigentlich, warum sie es noch nicht haben.

Der Fall hatte keine weiteren Folgen für mich, nur die Lehre für die Zukunft, mich ab und zu bei solchen Begegnungen der unheimlichen Art auf das Gotteshaus in Berlin zu berufen. In allen Fällen, es waren insgesamt derer drei, habe ich anschließend meine Ruhe gehabt, denn im Vorhof der Hölle anzurufen, das hat sich dann doch niemand getraut.

Heute passiert punktgenau das Gleiche. Eine Sachdebatte ist nicht erwünscht, wer nicht der Staatsräson folgt, der wird weggebissen. Die Bewertung des Sachverhaltes wurde gleich mit dem ersten öffentlichen Satz auf die katholisch-moralische Ebene gehoben, und auf der wird sie bis um heutigen Tag hin und her geschoben.

Will sagen. Individuell gab es damals schon verschiedene Reaktionsmöglichkeiten, nichts tun, weil es eigentlich Schwachsinn ist. Siehe oben. Medial gab es nur eine, da per order mufti verkündet und nicht mehr revidierbar. Der Mann gehört gehenkt.

Nur ganz nebenbei. Ich habe Biermann damals als Vollidioten mit nur mäßig künstlerischem Blut in den Adern bezeichnet, der nur einer Kunst nachhängt, der Lebenskunst. Diese Auffassung habe ich bis zum heutigen Tag nicht geändert.

Wenn mir die berühmte Frage gestellt werden würde, was ich denn von Biermann auf die Arche Noah mitnehmen würde, um es für die zeit nach der Apokalypse zu bewahren, wäre meine ANtwort eindeutig.

Von Biermann? Gar nichts. Aber die ND-Ausgaben nach seinem Konzert, die würde ich schon mitnehmen.
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Ich sag mal so. Es gibt ja durchaus einen Parallelfall, der jenseits von Gut und Böse ist. Udo Lindenberg. Auch Liedermacher, bei dem ich lange nachdenken müßte, wann er der deutschen Volkskunst etwas Bleibendes hinzugedichtet hat, und nordische Großfresse, was Seltenheitswert besitzt, da das nordische Geblüt eher schweigsam daher kommt. Den größten Teil seines Lebens hat er sich auch als Lebenskünstler umgetrieben und ist dabei nicht schlecht gefahren. Nur mit Nena hatte er ohne Zweifel die bessere Granate im Bett und 'ne echte Rampensau an der Angel, die ihm künstlerisch eigentlich hätte was beibringen können. Hat sie aber nicht. Oder er war lernresistent.

Wenn von Udo Lindenberg in den Medien die Rede ist, dann nur mit zwei Dingen. Erstens habe er den deutschen Rock erfunden. Zu einer Zeit, da ostdeutsche Bands ihre verrückten Fans schon lange mit deutschem Gegröle zunölten, was aber egal war, da man es sprachlich nicht von den nachgespielten Led Zeppelin Songs unterscheiden konnte.

Medial wichtiger ist aber immer noch seine Sonderfahrt nach Pankow, bei der schlichtweg unter den Tisch fallen gelassen wird, daß das Original von Glenn Miller um zehn Klassen besser ist. Sie ist medial deswegen wichtiger, weil man auch 20 Jahre nach dem Ableben der DDR, Wiederbelebungsmaßnahmen durchführen kann, um der nun quietschlebendigen DDR im Jahre 2011 den endgültigen Todesstoß zu versetzen.

Funktioniert immer und all over the world.

Weil's einfach zu schön ist und in meinem Land verfügbar.