4. Dezember 2011

auf Vogelwacht bei Maxl

Das Frauchen von Maxl hegte die Absicht, sich heute das Weihnachtssingen des Eisenbahnerchores reinzuziehen. Igittigitt. So wurde ich ob des kurzen Weges angefragt, ob ich Maxl zu Bett bringen könne, was in Wirklichkeit heißt, ob ich ihn beaufsichtige, denn auch wenn er ganz gut mit sich selber klar kommt, ist es besser, wenn ein Schwarmmitglied oder willkommener Besucher aus einem anderen Schwarm anbei sitzt und ihm Gesellschaft leistet.

Eigentlich hätte ich erst spät des Abends erscheinen sollen müssen, aber ich kenn ja den Maxl lange genug, um zu wissen, daß der ohne Anwesenheit einer Person mit einem hohen Grad an Wahrscheinlichkeit auf der faulen Haut liegt und mächtig einen wegschnarcht, zumal es ja schon am Nachmittag recht dunkel ist.

So machte ich mich auf den Weg ins Dunkelgrau und wurde natürlich nicht enttäuscht. Maxl saß in seinem Häuschen und kuckte ziemlich doof aus der Wäsche als er mich reinstolzieren sah. Möglicherweise hätte ich die Chance gehabt, ihn einzusperren, denn wie es bei Schlafmützen ist, machte er einen recht bedröppelten Eindruck und mußte sich erst mal den Schlafsand aus den Augen reiben. Ich pellte mich aus meinen drei Isolationsschalen, und damit war die Chance vertan, denn anderthalb Schritte reichten aus, um Maxl flinken Fußes und akrobatischer Kletterkunst dahin zu befördern, wo er hingehört, auf sein Bäumchen, das Glöckchen bewachen.

Eigentlich hatte ich nur eine Aufgabe. Ich sollte das Ritual des Zubettgehens für ihn zelebrieren, das ihm jeden Abend geboten wird. Jenes Ritual, daß ich gestern zum Geburtstagsschmaus mit Bravour und fehlerfreier Leistung auf beiden Seiten übte. Das geht so. Wenn es richtig dunkel ist, wird der Käfig zur Nachtruhe präpariert, auch wenn er schon lange nicht mehr darin nächtigt. Das heißt, Wasser wird aufgefrischt, Grünfutter und Hirse vom Dach entfernt und der Futternapf mit frischen Körnern befüllt. Das letztere ist das Entscheidende. Unter den wachsamen Augen von Maxl, der letztlich die optische Qualitätskontrolle vornimmt, wird die neue Ladung Körner eingeträufelt, an seinen Platz gehängt, um anschließend einen Ansprache ans Volk zu halten, die ungefähr "So Maxl, fertig, kannst jetzt Abendbrot essen und schlafen gehen" lautet.

Gestern hat das trotz halbvoller Hütte gut funktioniert. Keine zehn Minuten später saß er am Napf und kaute genüßlich auf den Körnern rum, um anschließend wieder rauszuhüpfen und seinen Schlafplatz auf dem Bäumchen einzunehmen,

Heute war alles anders. Da hat der Schlawiner genug am Tag gepennt, als Frauchen weg und ich noch nicht da war, und sich gesagt, wenn die Alte weg ist und mein Urlaubskumpel hier, mit dem ich 'ne Menge Spaß hatte, dann zieh ich jetzt endlich mal wieder 'ne ordentlich Sause durch. Was macht er also. Remmidemmi bis zum abwinken, nur um mir zu zeigen, was für ein toller Kerl er ist. Selbst das Ritual war für die Katz, denn er machte keienrlei Anstalten, futtern zu gehen.

Das Ende vom Lied. Spät Abends bekomme ich einen Anruf, daß er doch noch fressen war, im Dustern auf die Idee kam, noch eine Runde zu fliegen und folgerichtig abstürzte. Nun sitzt er im Käfig und pennt.